Du hast Deine Kopfhörer auf und suchst Deinen Lieblingssong in der Playlist. Du drückst auf „Play“ und musst sofort mitwippen – oder am besten gleich aufstehen und tanzen. Und da kommt er, der Refrain, den Du laut mitsingst und der sofort Deine Stimmung hebt. Musik hören hat einfach immer wieder etwas Magisches.
Musik weckt Erinnerungen, löst Emotionen aus und schickt uns ein Kribbeln durch den ganzen Körper. Läuft zufällig unser Lieblingssong im Radio, dann drehen wir ihn laut auf. Es läuft uns ein wohliger Schauer über den Rücken und unsere Haare stellen sich auf – ein Gänsehaut-Moment. Musik lässt uns vor Freude lachen – genauso wie sie uns vor Herzschmerz zum Heulen bringen kann.
Was macht Musik mit uns?
Egal ob live gespielt oder aus der „Dose“, egal ob alt bekannt, oder noch nie gehört: Musik erlebt jeder von uns ganz intuitiv. Sie dringt vor in die Lust- und Belohnungszentren des Gehirns und aktiviert sie wie es sonst nur Sex und Essen können. Es sind unsere ältesten, überlebenswichtigen Hirnschaltungen, die auch von Musik „getriggert“ werden können.
Hirnscans zeigen, dass Musik die Theta-Aktivität in unserem Gehirn steigert, die mit Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Belohnung assoziiert ist. Beim Musik hören schütten wir vermehrt Oxytocin aus, jenes Kuschelhormon, das die Bindung zu anderen Menschen fördert.
Aus evolutionärer Sicht könnte Musik schon seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte dafür gesorgt haben, dass wir einen sozialen Zusammenhalt entwickelt haben. Das würde bedeuten: Musik hat dafür gesorgt, dass unsere Spezies eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit hatte.
Die ältesten bekannten Musikinstrumente sind über 40.000 Jahre alt und wurden in Deutschland entdeckt
Eine Reihe von Flöten aus Vogelknochen und Mammut-Elfenbein wurden erst kürzlich in Höhlen der schwäbischen Alb gefunden. Aus der Vogelherdhöhle, 20km südwestlich von Ulm, stammt die wohl älteste Flöte der Menschheitsgeschichte. Sie wurde erst 2015 entdeckt. Gefertigt ist die eiszeitliche Flöte aus dem Knochen eines Gänsegeiers und heute im Museum der Universität Tübingen neben zahllosen anderen Fundstücken des UNESCO-Weltkulturerbes ausgestellt.
Diese Flöten gelten als die ältesten bekannten Musikinstrumente der Welt. Forscher gehen davon aus, dass sie unter anderem bei den Ritualen der ersten modernen Menschen zum Einsatz kamen.
Die Professorin für Musiktherapie am Berklee College of Music, Kathleen Howland, PhD, kommt zu dem Ergebnis: Die Erfindung dieser Instrumente habe sicher zu einem Gefühl der Verbundenheit innerhalb der Gemeinschaft dieser Homo Sapiens geführt, die deren Überleben gesichert und darüber hinaus zu einer bemerkenswerten Entwicklung beigetragen hat.
Anthropologen sind der Meinung, dass Musik neben der intensiveren Verbundenheit auch zur Identifikation mit der Gruppe geführt hat. Wer jemals auf einem Festival war, oder ein Live-Konzert gesehen hat, kann dem wahrscheinlich nur zustimmen.
13 heilsame Wirkungen von Musik
- sorgt für mehr Wohlbefinden
- beruhigt den Geist
- entspannt
- lindert Stress, Angst und Depressionen
- stärkt das Immunsystem
- fördert unsere mentale Gesundheit
- versorgt uns mit Energie
- motiviert
- wirkt leistungssteigernd auf unser Gehirn und unseren Körper
- verbessert das Gedächtnis
- reduziert Schmerzen
- kann dabei helfen, besser ein- und durchzuschlafen
- verbessert die Stimmung
Tipps:
Wer besser ein- und durchschlafen möchte, oder ganz generell Entspannung sucht, sollte es laut Forschungsergebnissen mit sanfter klassischer Musik oder Meditationsmusik probieren. Diese beiden Musikrichtungen wirken auch am stärksten stimmungsaufhellend.
Wer dagegen seine Motivation und Leistung verbessern will, hört am besten Musiktitel mit 125 – 140 BPM (Beats Per Minute). Instrumentale Titel lenken grundsätzlich weniger ab, als solche mit Gesang. Und wer eine neue Sprache lernen will, kann mal versuchen die Wörter zu singen, statt sie krampfhaft in sich reinzupauken – laut einer Studie bleiben sie dann leichter im Gedächtnis.
Fazit:
Musik hören kann uns inspirieren und unterhalten. Doch achtsam genutzt, statt nur nebenbei „konsumiert“, kann sie noch viel mehr. Musik hat eine enorm positive Wirkung auf unsere geistige und körperliche Gesundheit und gleichermaßen auf unser Wohlbefinden.
Wer diese Wirkung noch verstärken will, sollte sich zur Musik bewegen, tanzen oder singen. Auch beim Zeichnen, Malen und Lernen kann sie uns effektiv unterstützen und uns kreativer, produktiver und gleichzeitig entspannter werden lassen.
Und: Wenn Musik hören schon solche positiven Wirkungen auf uns hat, wie ist es dann erst, wenn wir selbst Musik machen – zum Beispiel Gitarre spielen lernen? Geige? Oder Klavier? Oder Musik am Rechner komponieren?
Wenn Dich weitere Ideen interessieren, wie Du Dein Wohlbefinden steigern kannst, sieh einfach unter Wohltaten nach. Dort findest Du jede Menge Inspirationen. Und alle natürlich ohne Hokuspokus – sondern wissenschaftsbasiert.
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Quelle:
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- Thoma MV, La Marca R, Brönnimann R, Finkel L, Ehlert U, Nater UM. The effect of music on the human stress response. PLoS ONE. 2013;8(8):e70156. doi:https://doi.org/10.1371/journal.pone.0070156
- Snyder KL, Snaterse M, Donelan JM. Running perturbations reveal general strategies for step frequency selection. J Appl Physiol. 2012;112(8):1239-47. doi:10.1152/japplphysiol.01156.2011
- Ludke KM, Ferreira F, Overy K. Singing can facilitate foreign language learning. Mem Cognit. 2014;42(1):41-52. doi:10.3758/s13421-013-0342-5
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