Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum es manchmal so schwierig ist, Dich zu motivieren? An manchen Tagen scheint es einfach unmöglich zu sein, Dinge anzupacken oder Projekte abzuschließen. Die Antwort darauf könnte die Maslowsche Bedürfnispyramide liefern – einem Modell, das erklärt, was uns antreibt und vor allem: warum.
In diesem Artikel erfährst Du mehr über die Hintergründe dieser Motivationstheorie, was sie aussagt, wo sie angewendet wird und wie Du sie ganz praktisch für Dich einsetzen kannst – inklusive Beispielen und auch einigen kritischen Anmerkungen.
Los geht´s!
Was ist die Maslowsche Bedürfnispyramide?
Die Maslowsche Bedürfnispyramide, auch bekannt als Maslowsche Bedürfnishierarchie, ist eine Theorie des Psychologen Abraham Maslow (1908 -1970).
Sie ordnet unsere Bedürfnisse aufsteigend in einer Hierarchie an – von den grundlegendsten bis zu den höchsten, ähnlich einer Treppe oder eben Pyramide.
Erst wenn eine Stufe bewältigt ist – und somit das Bedürfnis befriedigt, kann – und will – der Mensch die nächste Stufe erreichen.
In diesem natürlichen Bestreben, unsere Bedürfnisse Stück für Stück zu erfüllen, erkennt Maslow unsere Motivation.
Wie entstand das Konzept der Bedürfnishierarchie nach Maslow?
Das Konzept der Maslowschen Bedürfnishierarchie entstand aus Maslows Forschung und klinischer Arbeit. Er gilt als einer der Gründungsväter der Humanistischen Psychologie.
Maslow erkannte, dass Menschen nicht nur von Trieben und Traumata geleitet werden, sondern auch von dem Wunsch nach persönlichem Wachstum und Erfüllung.
Seine Ideen veröffentlichte er erstmals 1943 in seinem Artikel „A Theory of Human Motivation“ und später in seinem Buch „Motivation and Personality“ von 1954. Die Bedürfnispyramide wurde zum Herzstück seiner Theorie über Motivation.
Maslow prägte auch als erster den Begriff der „Positiven Psychologie„, aus der sich Jahrzehnte später eine gesamte Wissenschaftsrichtung entwickelte, die auf seinen Forschungen fusst.
Die fünf Stufen der Bedürfnispyramide
- Physiologische Bedürfnisse: Die Basis der Pyramide bilden unsere grundlegendsten Bedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen. Ohne sie können wir nicht überleben.
- Sicherheitsbedürfnisse: Nach den physiologischen Bedürfnissen folgt das Bedürfnis nach Sicherheit – sei es in Form eines sicheren Zuhauses oder eines festen Arbeitsplatzes. Zu den Sicherheitsbedürfnissen gehören auch Geborgenheit; Schutz; Angstfreiheit; das Bedürfnis nach Struktur, Ordnung, Gesetz und Grenzen.
- Soziale Bedürfnisse: Wenn wir uns sicher fühlen, suchen wir nach sozialer Zugehörigkeit, Zuneigung, Liebe und Akzeptanz. Wir wollen lieben und geliebt werden, Freundschaften knüpfen und in Gemeinschaften eingebunden sein.
- Wertschätzung und Anerkennung: Auf der vierten Stufe geht es um Achtung, Selbstachtung und Respekt, sowohl von anderen als auch von uns selbst. Lob und Anerkennung spielen hier eine wichtige Rolle. Aber auch Erfolg, Prestige, und Status.
- Selbstverwirklichung: Die Spitze der Pyramide bildet die Selbstverwirklichung – das Streben nach persönlichem Wachstum, Kreativität, Autonomie und die Entfaltung unserer Potenziale, mit dem Ziel innerer Erfüllung.
Warum ist die Bedürfnispyramide auch heute noch wichtig?
Die Bedürfnispyramide gilt bis heute als eines der bedeutensten Konzepte in der Motivationstheorie. Warum? Wahrscheinlich, weil sie so einfach und anschaulich erklärt, welche Bedürfnisse uns Menschen antreiben und zum Handeln motivieren.
Dieses Wissen findet heute in zahlreichen Gebieten Anwendung. Unternehmen setzen es genauso ein, wie Schulen und Therapiezentren um nur einige zu nennen.
Und auch uns ganz persönlich kann die Bedürfnispyramide weiter bringen. Zum Beispiel, um über unsere eigenen Bedürfnisse nachzudenken und sie zu erfüllen.
Und nicht zuletzt können uns auch die Bedürfnisse anderer Menschen durch sie bewusster werden.
Die Weiterentwicklung der Bedürfnishierarchie
Maslow hat die Bedürfnispyramide stetig weiter entwickelt:
Selbsttranszendenz: Diese Ebene geht noch über die 5. Stufe der Bedürfnispyramide, der „Selbstverwirklichung“ hinaus. Sie bezieht sich auf das Streben nach etwas Größerem als dem eigenen Selbst. Damit sind beispielsweise spirituelle Erfahrungen, altruistische Handlungen oder das Streben nach einem höheren Sinn im Leben gemeint.
Defizit- und Wachstumsbedürfnisse
Die Bedürfnisse teilte Maslow später in Defizitbedürfnisse (1. – 4. Stufe) und Wachstumsbedürfnisse auf.
Wenn die Defizitbedürfnisse erfüllt sind, stellt sich bei Menschen Zufriedenheit ein. Werden dann auch noch die Wachstumsbedürfnisse erfüllt, geht das über die reine Zufriedenheit hinaus und führt zu Glück.
Defizitbedürfnisse sind bei allen Lebewesen vorhanden, während Wachstumsbedürfnisse ausschließlich dem Menschen zueigen sind.
- Defizitbedürfnisse: sie stehen ganz am Anfang der Bedürfnispyramide und werden als Mangel empfunden. Dazu gehören zum Beispiel Hunger, Durst, Müdigkeit oder auch Angst. Alle Lebewesen streben nach einem Gleichgewichtszustand, der als Homöostase bezeichnet wird. Jede Abweichung davon löst Defizitbedürfnisse aus, die uns motivieren, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
- Wachstumsbedürfnisse: Im Gegensatz zu den Defizitbedürfnissen sind Wachstumsbedürfnisse nie vollständig zu erfüllen. Während beispielsweise Hunger gestillt werden kann, ist Selbstverwirklichung ein fortlaufender Prozess. Bei Wachstumsbedürfnissen wird nicht die endgültige Befriedigung belohnt, sondern der Weg dorthin. Unser Gehirn belohnt uns sozusagen für die Arbeit an unseren Wachstumszielen mit Glücksgefühlen.
Die Bedürfnispyramide und ihre Anwendungsbereiche
Die Maslowsche Pyramide findet Anwendung in verschiedenen Bereichen wie beispielsweise der Psychologie, Management, Marketing, Pädagogik, Therapie und persönlicher Entwicklung, um nur die Wichtigsten zu nennen.
- In der Psychologie wird sie verwendet, um das Verhalten von Individuen zu analysieren.
- Im Management kann sie helfen, Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit zu verbessern.
- In der Pädagogik kann sie Lehrer unterstützen, die Bedürfnisse ihrer Schüler besser zu verstehen und darauf einzugehen.
- Und in der persönlichen Entwicklung kann sie als Leitfaden dienen, um persönliche Ziele zu setzen und – motiviert – umzusetzen.
Kritik an der Bedürfnishierarchie
Trotz ihrer weit verbreiteten Anwendung und Anerkennung ist die Maslowsche Bedürfnispyramide auch Gegenstand von Kritik. Ein Hauptkritikpunkt ist beispielsweise die westliche Ausrichtung von Maslows Theorie. Sie berücksichtige zu wenig kulturelle und auch individuelle Unterschiede von Menschen.
Außerdem beruhe das Konzept auf einem zu positiven Menschenbild. Es berücksichtige lediglich die „guten“ menschlichen Eigenschaften und klammere die „negativen“ aus.
Trotz dieser Kritik bleibt die Bedürfnispyramide ein bedeutendes Konzept, das unser Verständnis menschlicher Motivation bereichert. Es ist jedoch wichtig, ihre Grenzen anzuerkennen und auch alternative Ansätze zu berücksichtigen.
Wie lässt sich die Bedürfnispyramide im Alltag umsetzen?
Wenn Du das nächste mal nicht weiter kommst, dann frage Dich erstmal, ob es da vielleicht ein „Defizitbedürfnis“ gibt, dass Dich ausbremst?
Vielleicht verunsichert Dich gerade eine persönliche Situation, Du erfährst zu wenig Akzeptanz oder Du brauchst einfach mal mehr Ruhe und Entspannung?
Frage Dich doch mal:
- Was fehlt mir gerade? Gehe dafür zunächst die ersten vier Stufen der Pyramide durch.
- Was kann ich jetzt im Moment für mich tun?
- Wie kann ich langfristig dafür sorgen, dass meine Bedürfnisse gestillt sind?
Schlussgedanken
Die Maslowsche Bedürfnispyramide ist mehr als nur eine Theorie – sie ist ein praktisches Werkzeug, um unsere Bedürfnisse – und auch die anderer Menschen -besser zu verstehen.
Laut Maslow werden wir uns unseren „höheren“ Bedürfnisse erst dann zuwenden, wenn unsere „grundlegenden“ zufriedenstellend erfüllt sind.
Diese Theorie mag man nun mehr oder minder kritisch sehen.
Aber es kann sicher nicht schaden, unserer Gesundheit in Form von Ernährung und Entspannung, unserem Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität, unseren sozialen Bindungen und unserer Achtung und Selbstachtung Priorität einräumen. Selbstverwirklichung und – transzendenz folgen dann ohnehin, laut Maslow.
Die Maslowsche Bedürfnispyramide kann uns dabei helfen, unsere Bedürfnisse zu reflektieren, uns dementsprechende Ziele zu setzen – um am Ende unser volles Potenzial zu entfalten.
Du willst gleich loslegen? Dann kann Dich dieser Artikel weiterbringen: Wie Du Dir smarte Ziele setzt – und sie erreichst.
Viel Spaß bei der Umsetzung!
Quellen:
- Maslow, A. H. (1943). A Theory of Human Motivation. Psychological Review, 50(4), 370–396. https://doi.org/10.1037/h0054346
- Maslow, A. H. (1954). Motivation and Personality. Harper & Row.
- Maslow, A. H. (1964). Religions, Values, and Peak-Experiences. Ohio State University Press.
- Maslow, A. H. (1970). Motivation and Personality (2nd ed.). Harper & Row.
- Wahba, M. A., & Bridwell, L. G. (1976). Maslow Reconsidered: A Review of Research on the Need Hierarchy Theory. Organizational Behavior and Human Performance, 15(2), 212–240. https://doi.org/10.1016/0030-5073(76)90038-6
- Kenrick, D. T., Griskevicius, V., Neuberg, S. L., & Schaller, M. (2010). Renovating the Pyramid of Needs: Contemporary Extensions Built Upon Ancient Foundations. Perspectives on Psychological Science, 5(3), 292–314.