Im letzten Artikel hast Du Deine Stressoren kennengelernt. Diesmal soll es darum gehen, auf welche Art Du auf Stress reagierst. Denn, soviel sei gesagt, es gibt 4 typische Stressreaktionen. Welche das sind und welches Stressreaktionsmuster Du hast, erfährst Du in diesem Artikel. Sei gespannt…
Viele neue Erkenntnisse dabei – Deine Wohlfinderei!
Geht los!
Die vier Stressreaktionen
Du hast sicher schon einmal von der „Kampf oder Flucht Reaktion“ gehört? Sie wird auch „fight or flight response“ genannt. Diese beiden Stressreaktionsmuster, also Kampf oder Flucht, wurden mittlerweile um zwei weitere Begriffe erweitert, nämlich um „freeze“ und „fawn“, zu deutsch: „einfrieren“ und „sich unterwerfen“. Doch beginnen wir von vorne.
Die Stressreaktionen
Zunächst mal: Stressreaktionen sind eine natürliche, gesunde Art und Weise des Körpers auf Stress und Gefahren zu reagieren. Sie ermöglichten uns bereits vor Urzeiten das Überleben. Nur wer im Stande war schnell genug zu reagieren, hatte eine Chance den Angreifer abzuwehren – oder ihm zu entkommen. Wer beispielsweise zu langsam oder zu leichtsinnig war, starb aus.
Was bedeutet: Wir alle sind auf Stress „geeicht“.
Auf Stress zu reagieren ist unser evolutionäres Erbe und bereits Jahrtausende oder – anders ausgedrückt – Millionen von Generationen alt. Stressreaktionen bereiteten uns sowohl psychisch als auch physisch optimal darauf vor, mit einer Gefahrensituation umzugehen.
Der Ablauf der StressReaktion
Die Stressreaktion wird dabei durch das sympathische Nervensystem ausgelöst und läuft auch heute noch nach dem gleichen Muster ab, wie vor Urzeiten.
- Gefahrenwahrnehmung: Unser Gehirn nimmt eine Situation als Bedrohung wahr.
- Hormonausschüttung: Der Körper schüttet Adrenalin, Cortisol und andere Stresshormone und Botenstoffe aus.
- Körperliche Reaktionen: Die Herzfrequenz erhöht sich und der Blutdruck steigt, die Bronchien werden erweitert, der Blutzuckerspiegel steigt, dem Körper wird vermehrt Energie bereit gestellt. Wir sind voll konzentriert und fokussiert.
Das alles geschieht wie gesagt, um möglichst schnell auf Gefahren oder auch „Stressoren“ reagieren zu können. Es sorgt für maximale Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit – auch heute noch.
Mit einem Unterschied: Damals war der „Stressor“ meist schnell wieder verschwunden und wir hatten anschließend genügend Zeit, uns zu erholen und zu regenerieren. Heute dagegen folgt oft ein Stressor auf den nächsten und wir kommen von unserem Stresspegel kaum mehr herunter. Im Gegenteil, er kummuliert, sprich: wächst stetig weiter an.
Die Folge ist chronischer Stress – und der ist extrem gesundheitsschädlich. Die WHO bezeichnet ihn deswegen sogar als „eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts“.
Gehen wir jetzt aber noch einen Schritt weiter. In einer Gefahrensituation sind wir optimal vorbereitet, soweit, so klar. Laut neuerer Studien haben wir allerdings noch weitere Möglichkeiten, auf Gefahren zu reagieren, als mit Kampf oder Flucht. Nämlich mit „freeze“ und „fawn“. Was das genau bedeutet und was das mit Deinem „Stresstyp“ zu tun hat, sehen wir uns jetzt an.
Fight, Flight, Freeze, Fawn – die 4 Fs der Stressreaktion
Der Forscher Jeffrey Gray fügte dem Konzept der Kampf (fight) oder Flucht (fight) Reaktion zwei weitere Reaktionen hinzu, nämlich Einfrieren bzw. Schockstarre (Freeze) und die Unterwerfung (Fawn). Packen wir nun die Lupe aus und sehen uns die 4 Stressreaktionen genauer an, damit Du Deinem Stressreaktions-Muster auf die Schliche kommen kannst. Vielleicht erkennst Du Dich ja ganz schnell wieder.
Der Fight-Modus: Kampf
Aus Angst heraus entsteht die Hoffnung, die aktuelle (bewusste oder unbewusste) gefährliche Situation durch einen Kampf bzw. Angriff beseitigen zu können, also die Kontrolle wieder zu erhalten.
Im Fight-Modus geht die Person aktiv in den Kampf, Angriff oder heutzutage meist – Streit. Der Kampf-Modus fordert besonders viel Energie. Menschen, die (immer oder öfter) auf „Konflikt“ eingestellt sind, setzen ihren Körper stark unter Stress. Gesund ist dies sicherlich nicht und ein Burn-out auf kurz oder lang leider sehr wahrscheinlich.
In welchen Situationen bist Du „auf Angriff“, kämpfst und gehst einen Streit ein?
Der Flight-Modus: Flucht
Beim Flucht-Modus geht es nicht nur darum, einer Situation zu entfliehen, sondern auch um die aktive Vermeidung von unangenehmen Situationen und Gefühlen. Diese Menschen versuchen sich zu schützen, ziehen sich oft zurück und wirken deswegen auf andere gerne abweisend oder gar arrogant – obwohl sie das gar nicht sind.
Wann reagierst Du mit „Rückzug“ auf eine Situation, die Dir unangenehm ist?
Freeze-Modus: Erstarren bzw. Einfrieren
Der „Freeze-Modus“, also zu erstarren, oder „einzufrieren“ ist in den meisten Situationen eher hinderlich, außer: Ein Mensch gerät in lebensbedrohliche Umstände. Dann kann es sogar hilfreich sein, zu „erstarren“ wie etwa bei Unfällen, Überfällen oder traumatisierenden Situationen.
Im Freeze-Modus fährt den Puls herunter, das Denken und Schmerzempfinden werden kurzzeitig sogar komplett ausgeschaltet, ganz so wie in einer Art „Totstellreflex“, oder in „Schockstarre“. Der Vorteil: Der Mensch kann sich anschließend kaum mehr an das Erlebte erinnern.
Erstarrung entsteht, wenn wir die eigenen Kräfte als so schwach eingeschätzen, dass es weder zum Kämpfen noch zum Fliehen reicht.
Wann bist Du zuletzt in eine Art „Schockstarre“ verfallen, in der Du weder streiten, noch die Situation verlassen konntest?
Der Fawn-Modus: Unterwerfung
Uns allen ist die Unterwerfungs-Reaktion von Tieren bekannt: Welpen beispielsweise legen sich auf den Rücken, um Unterwerfung zu demonstrieren. Doch auch bei uns Menschen gibt es soetwas wie „Beschwichtigungsgesten“.
Wir machen uns absichtlich „klein“, um die Harmonie zu erhalten und den „Angreifer“ zu beruhigen. Den „Modus des Unterwerfens“ nutzen meist Menschen, die sich oft bei anderen entschuldigen, keine Grenzen setzen können, schwer eine Bitte ablehnen und „nein“ sagen können, einen Helferkomplex haben und sich auch noch für die Reaktionen Anderer verantwortlich fühlen. Häufig werden auch unangenehme Situationen überspielt und eigene Grenzen ignoriert.
Wann hast Du Dich zuletzt auf oben genannte Weise „unterworfen“, Dich also klein gemacht, Dinge überspielt und Deine Grenzen ignoriert?
Fazit
Nun kennst Du sie also, die 4 Arten, mit denen wir alle auf Stress reagieren. Hast Du Dich in dem einen oder anderen Stressreaktionsmuster wiedererkannt? Herzlichen Glückwunsch! Dann bist Du schon wieder einen Schritt weiter, Deiner Art auf Stress zu reagieren auf die Schliche zu kommen!
Notiere Dir Situationen, in denen Du gestresst bist – und mit welcher Stressreaktion (Angriff, Flucht, Starre oder Unterwerfung) Du darauf reagierst. Beschreibe auch, wie Du das körperlich spürst, etwa durch Verspannungen, Kopfschmerzen, Zittern, Zähneknirschen, Magengrummeln, etc.
Je genauer Du Dich und Deine Stressmuster kennenlernst, und weißt, welche „Taktik“ Du anwendest, umso mehr Möglichkeiten hast Du, Dein Verhalten anschließend bewusst zu verändern.
Um beim nächsten Mal – wenn Du das willst – eben nicht mehr mit Streit, Flucht, Schockstarre oder Unterwerfung zu reagieren.
Klicke gleich weiter zum nächsten Artikel. Dort erfährst Du, was Stress mit unserer Wahrnehmung zu tun hat. Denn wie Du bereits weißt: Nicht für jeden ist ein Reiz gleich ein Stressor. Warum das so ist und was das mit Dir zu tun hat – finde es heraus!
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Susanne
Willkommen auf der Wohlfinderei – dem Onlinemagazin für mehr Wohlbefinden! Mein Name ist Susanne, ich arbeite seit über 30 Jahren als Redakteurin und Producerin für Film, TV und jetzt auch Online-Medien. Mittlerweile bin ich auch ausgebildete „Fachkraft für Stressmanagement“ der IHK – mit Auszeichnung! Auf der Wohlfinderei schreibe ich über Stress und die unterschiedlichen Möglichkeiten, ihn zu bewältigen. Ich hoffe, Du kannst viele Inspirationen mitnehmen – und damit Deinem Wohlbefinden auf die Sprünge helfen!
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