Freundschaft. Sie kennt keine Machtansprüche, keine Eifersucht und kommt ohne starre Regeln aus. Mit unseren Freunden verbringen wir gerne unsere Zeit. Sie bereichern unser Leben und sind immer für uns da, wenn wir sie brauchen. In einer Zeit, in der Ehen und Liebesbeziehungen häufig scheitern, sind Freundschaften eine wichtige Konstante in unserem Leben.
Die ersten Freundschaften schließen wir bereits im Sandkasten und manche davon halten ein ganzes Leben lang. Doch was ist Freundschaft? Gibt es die „wahre“, die „echte“ Freundschaft und wie können wir sie erreichen?
Was ist Freundschaft?
Bereits Aristoteles hat drei Arten von Freundschaft beschrieben. Sein Konzept hat bis heute nichts von seiner Gültigkeit verloren. In seiner Nikomachischen Ethik beschreibt Aristoteles Freundschaft folgendermaßen:
- Freundschaft aus Lust
- Freundschaft aus Nutzen
- vollkommene Charakterfreundschaft
Allen drei Arten sei die „Wechselseitigkeit der Beziehung, sowie die Unverborgenheit der Eunoia, des Wohlwollens“, gemeinsam. Freundschaft besteht laut Aristoteles dementsprechend aus gegenseitiger, wohlwollender Zuneigung. Und auch der Duden kommt zu einer ähnlichen Definition von Freundschaft:
Auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander.
– Duden
Die 3 Arten von Freundschaft nach Aristoteles
Freundschaft – Nummer 1: Die Freundschaft aus Lust
Im Vordergrund dieser Freundschaft steht, wie der Name schon sagt, die Lust: Freude zu teilen, Spaß zu haben, schöne Gespräche zu führen, sich gut zu unterhalten und das Leben gemeinsam zu genießen. Klingt gut, oder? Das Problem ist allerdings: Geht es in einer Freundschaft ausschließlich um den Lustgewinn – sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Denn dieser Art von Freundschaft fehlt es an Tiefe und echter Verbundenheit, wenn wir mal keine „gute Zeit“ miteinander haben. Wenn die Lust sich nicht einstellt – ist dieser Freundschaft die Grundlage entzogen.
Freundschaft – Nummer 2: Die Freundschaft aus Nutzen
Für diese Form der Freundschaft braucht es Menschen, die stark auf ihren Vorteil bedacht sind. Denn aus diesem Grund suchen sie sich Freunde, von denen sie profitieren können. Die Motivation hinter dieser Beziehung lautet: Was bringt mir diese Freundschaft? Kann man da überhaupt von Freundschaft reden? Wenn beide Seiten von der Freundschaft profitieren, vielleicht. Es geht in dieser Beziehung um Leistung und Gegenleistung. Wenn diese sich ausgleichen und beide Seiten damit zufrieden sind, kann die Freundschaft Bestand haben. Falls nicht, wird sich auf kurz oder lang wahrscheinlich einer vom anderen „ausgenutzt“ fühlen. Geht eine derartige Freundschaft auseinander, heißt es häufig: „Es bringt nichts mehr“. Der Nutzen – ist weg.
Freundschaft – Nummer 3: Die Vollkommene Charakterfreundschaft
Diese Art der Freundschaft dient ebenfalls dem Lustgewinn und natürlich können beide Seiten auch ihren Nutzen aus dieser Verbindung ziehen, allerdings wird sie aus echtem Interesse und Zuneigung zu dem anderen Menschen geschlossen. Es geht also weit weniger um egoistische Motive, als vielmehr darum, den Freund einfach zu mögen und gerne mit ihm Zeit zu verbringen. Aristoteles hat diese Art der Freundschaft als „vollkommen freies Wohlgefallen aneinander“ definiert: Die vollkommene Charakterfreundschaft ist die dauerhafte, wechselseitige Zuwendung und Zuneigung zueinander um des jeweils anderen Willen, wie er meint.
Nur die vollkommene Charakterfreundschaft – ist wahre Freundschaft
Während Freunde, die wir aus Lustgewinn oder Eigennutz haben, durchaus zu den „guten“ Freunden zählen können, sind echte Freunde diejenigen, die wir unter der Voraussetzung der „vollkommenen Charakterfreundschaft“ gewonnen haben. Sie allein macht laut Aristoteles „wahre Freundschaft“ möglich.
Die Freundschaft beispielsweise zu unserer besten Freundin beruht auf echter Zuneigung. Wir freuen uns, wenn es der jeweils anderen gut geht, wenn sie Erfolg hat und Spaß. Wir bemühen uns umeinander, tun uns gerne einen Gefallen und sind füreinander da. Wir feiern gemeinsam, diskutieren ganze Nächte durch und sagen uns ehrlich die Meinung – was durchaus auch in einem Streit enden kann. Doch statt um „Liebesentzug“ fürchten zu müssen, folgt – ein klärendes Gespräch. Und auch wenn es danach immer noch keinen gemeinsamen Nenner gibt, schadet das der Beziehung nicht. Im Gegenteil: Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Zuneigung und Empathie verbinden wahre Freunde miteinander – jedem Konflikt zum Trotz.
Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern.
– Aristoteles
Freunde gewinnen
Lernen wir jemanden kennen, dann müssen wir für eine Freundschaft keine „Bewerbungsgespräche“ führen. Um einen Freund zu gewinnen, reicht das bloße Interesse aneinander und die gegenseitige Sympathie. Das umeinander werben, wie bei einer Liebesbeziehung – entfällt. Sollte es zwischen Freunden mal weniger gut laufen, stürzt das beide nicht gleich in eine Liebes- oder Ehekrise. Freunde müssen sich nicht „trennen“ oder „scheiden lassen“. Eine Freundschaft folgt anderen, freiheitlicheren Regeln. Wie Du eine Freundschaft pflegen und vertiefen kannst, liest Du hier: Freundschaften vertiefen – geht das? Und wenn, dann wie?
Freundschaft und Regeln
Freunde wohnen meist nicht unter einem Dach, keiner muss sich rechtfertigen, was er tut, wann er kommt und geht und wen er trifft. Und trotzdem können wir uns in einer Freundschaft geborgen fühlen: Wir können uns auf unsere Freunde verlassen. Doch anders als in einer Liebesbeziehung müssen wir uns nicht zwischen Freiheit und Bindung entscheiden. In einer Freundschaft geht beides.
Eine Freundschaft lebt von der Selbstbestimmtheit beider und von der Freiwilligkeit, miteinander Zeit zu verbringen – einfach, weil wir es gerne tun.
Warum ist Freundschaft wichtig?
Wir alle sind soziale Wesen. Wir brauchen die Nähe anderer. Um ein erfülltes Leben führen zu können, brauchen wir Gefühle von Zuneigung und Verbundenheit. Freundschaften tragen maßgeblich zu unserem Lebensglück bei und geben unserem Leben Sinn. Allein das gegenseitige Interesse aneinander, das sich Kümmern und füreinander da sein, macht unser Leben reicher – und beglückender.
Zu wissen, dass es da jemanden gibt, der uns mag, der sich mit uns freut und uns voller Wohlwollen zugeneigt ist, bei dem wir uns willkommen und geborgen fühlen können, uns gegenseitig trösten, helfen und unterstützen, genauso wie Momente voller Spaß, Glück und Freude teilen – das ist wahre Freundschaft.
Ohne Freundschaft kann kein Mensch leben.
– Aristoteles
Merkmale der Freundschaft
Gemeinsam zu kochen und zu essen, zu reden und zu lachen, auszugehen, zu feiern und zu tanzen, auf Konzerte zu gehen und zusammen den Lieblingssong mitzusingen oder gemeinsam Musik zu hören, zu reisen und Abenteuer zu bestehen – Freundschaften tragen enorm zu unserem Wohlfühlgück bei. Mit Freunden erleben wir Momente, von denen wir uns wünschen, dass sie niemals enden werden. Mit Freunden erleben wir genau diese „Ewigkeitsmomente“.
Wir tauchen ein in eine Welle von Energie, die uns gemeinsam davon trägt – euphorisch, erfüllt, frei – und glücklich! Diese wunderbaren Erinnerungen bleiben uns oft ein ganzes Leben lang im Gedächtnis. Sie bleiben – und formen uns. Und sie sind ein Puffer – wenn die Zeiten mal nicht so rosig sind.
Aber genauso, wie uns der Lustgewinn und die Freude verbinden, tun es auch die schweren Zeiten. Besonders sie schweißen uns zusammen und verbinden uns. Sie lassen das Vertrauen ineinander wachsen und vertiefen unsere Freundschaft. Weil wir unsere Freunde schon so lange kennen, haben wir ein Gespür für ihre Stimmungen. Wir kennen sie so gut, dass wir wissen, ob ihr Lächeln echt ist, oder nur Fassade. Manchmal genügt ein Blick und wir wissen genau, was der andere gerade denkt und fühlt. Gemeinsam mit einem Freund zu schweigen, sagt manchmal mehr als 1000 Worte.
Was ist wahre Freundschaft?
Und apropos Ehrlichkeit: Besonders sie ist es, die wahre Freundschaft ausmacht. Offen und ehrlich miteinander umzugehen, Kritik äußern zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass die Beziehung daran zerbricht, sich Dinge anzuvertrauen, die sonst niemand weiß, sich die Wahrheit sagen zu können, einfach so sein zu können, wie man ist, … . Das alles macht wahre Freundschaft aus – und ist so unglaublich wertvoll.
Was ist in einer Freundschaft wichtig?
Wahre Freunde sind vor allem eins: ehrlich zueinander. Diese Ehrlichkeit ist es, die es uns möglich macht, den Blick von außen auf uns zu richten und die „Meta-Ebene“ einzunehmen. Freunde und ihre ehrlichen Worte ermöglichen uns diesen Schritt zurück, diesen Abstand zu uns selbst, zu dem wir selbst manchmal nicht fähig sind. Wenn wir gefangen sind, in unserem Gedanken- und Gefühlskarussell, aus dem wir alleine nicht herausfinden, dann sind es unsere guten Freunde, die uns den Weg aus diesem Labyrinth zeigen.
Nur ein Freund sagt Dir, wenn Dein Gesicht schmutzig ist.
– Chinesisches Sprichwort
Und je länger die Freundschaft währt, desto mehr kennen Freunde auch unseren Lebensweg und sehen frühzeitig, wann wir uns zu weit von unseren Werten und Zielen entfernen. Freundschaften sind wie die Leitplanken unseres Lebens. Sie sind Seismographen und Gradmesser zugleich. Sie motivieren uns und stehen uns bei. Sie können uns zu Höchstleistungen anspornen und dazu ermutigen, auch mal Risiken einzugehen. Durch unsere Freunde erfahren wir die Fülle des Lebens.
Und genau deswegen sollten wir diese Freundschaften gut pflegen und vertiefen. Zum Beispiel, indem wir unseren Freunden öfter mal ein Kompliment machen, oder sie mit schönen Freundschafts-Botschaften überraschen – auch um uns für die tolle Beziehung zu bedanken.
P.S.: Genauso wie Freundschaft und enge Beziehungen ist auch Dankbarkeit ein großer Glücksbooster!
Ein Lob auf die Freundschaft und unsere engen Beziehungen!
Wie Du Deine Freundschaften vertiefen kannst, erfährst Du hier: Freundschaften vertiefen – geht das? Und wenn, dann wie? Was die Positive Psychologie darüber herausgefunden hat – wissenschaftlich belegt!
Freundschaftliche Grüße aus der Wohlfinderei!
Nützliche Links
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