New Work: Was hat das nicht für Vorteile? Endlich kein zeit- und nervenraubender Arbeitsweg mehr, kein hektisches, lärmendes Großraumbüro, keine nervigen Kollegen, kein Kantinenessen. Zuhause kannst Du Dich voll auf die Arbeit konzentrieren, nebenher noch eine Runde Wäsche waschen, mal im Netz surfen und mit Deinen besten Freunden telefonieren, herrlich! Dieser befreiende Zustand hält für die meisten von uns – vielleicht gerade mal 2 Wochen an – und dann?
Home-Office – das ist „Home“ und „Office“ in einem
Genau diese vielen, kleinen Ablenkungen sind es, die unsere Leben „verwaschen“ erscheinen lassen können. Weil uns Struktur fehlt, „verkommt“ jeder Tag zu einem gefühlt niemals enden wollenden Arbeitstag. Abends noch schnell ein paar e-mails beantworten, die Präsentation in einer Nachtschicht fertig machen und morgens früher aufstehen, um die Kinder in die Schule zu bringen. Geht ja jetzt – wir haben ja keine „Bürozeiten“ mehr. Und genau das kann ein Problem werden.
Schöne neue Arbeitswelt. Ist es da nicht doch besser „9 to 5“ im Büro zu arbeiten? Ist New Work wirklich for „a better working life“?
New-Work ist in unserem Alltag angekommen
Als Folge der Digitalisierung hat sich auch unsere Arbeitswelt gewandelt. Mit dem Home-Office, und jeder anderen Form des agilen Arbeitens, hat der klassische 8 Stunden-Büro-Arbeitstag ausgedient. Der Idee des „New Work“ liegt ursprünglich zu Grunde, dass sich die Arbeit an unser Leben anpassen soll – und nicht umgedreht. Das klingt doch mal nach echter Work-Life-Balance!
Arbeiten ist nicht mehr an feste Zeiten in einem Unternehmen gebunden, heute können wir unseren Arbeitsort selbst bestimmen und dadurch flexibler und autonomer arbeiten denn je. Durch die selbstbestimmte Art zu arbeiten, sind wir motivierter und können dadurch auch bessere Arbeitsresultate erzielen, weil sich die Produktivität des Einzelnen im Homeoffice erhöht. Könnte also eine win-win-Situation für beide sein: Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Aber wie soll das gehen?
Techniken des New Work: Projektmanagement mit Scrum und Kanban
Teams arbeiten heute oft virtuell und standortübergreifend zusammen. Deren Mitglieder werden je nach Projekt immer wieder ganz nach dem jeweiligen Anforderungsprofil einer Aufgabe zusammengesetzt. Agile Arbeitsmethoden wie Scrum und Kanban, beides Projekt-Managementmethoden, ermöglichen diese neue Art der Zusammenarbeitens.
Es gibt nur noch regelmäßige, virtuelle Meetings, in denen die Teammitglieder über den Status ihrer jeweiligen Aufgaben berichten. Der Vorteil: selbst Großprojekte können schnell und flexibel innerhalb dieser kleinen „working-units“ umgesetzt werden. Soweit die Theorie. Doch hierfür ist Umdenken gefragt – auf allen Ebenen.
Die Managementmethoden im New Work
Diese neue Art der Zusammenarbeit erfordert auch im Management eine neue Herangehensweise. Strenge Hierarchien und langwierige Abstimmungsprozesse sind bei New Work fehl am Platz. Führungskräfte nehmen jetzt vielmehr die Rolle eines Mentors ein. Sie geben ihren Mitarbeitern mehr Freiraum und bewerten deren Arbeitsleistung ausschließlich anhand der erbrachten Resultate – und nicht nach „abgesessener“ Zeit. Wann und wie diese Ergebnisse zustande gekommen sind, spielt keine Rolle.
New Work – Die Definition ihres Begründers: Frithjof Bergmann
Der Begriff „New Work“ wurde bereits in den 1980er Jahren vom deutsch-österreichischen Philosophie-Professor Frithjof Bergmann geprägt. Bergmann versteht Arbeit so, dass sie dem Menschen dienen soll, indem sie ihm größere persönliche Freiheit und Sinnstiftung bietet. Er wollte zu Zeiten der Automobilkrise in den USA vermeiden, dass Heerscharen von Menschen arbeitslos wurden. Sein Ansatz war: lasst uns solidarisch sein und Kurzarbeit einführen. Für die freigewordene Zeit suchen wir gemeinsam mit ihnen nach Inhalten und Projekten, die sie wirklich, wirklich wollen.
Bergmann forderte mit seinem kapitalismuskritischen Konzept des New Work also nicht weniger, als die Revolution der klassischen Lohnarbeit. Sein Grundlagenwerk „Neue Arbeit, Neue Kultur“ erschien 2004 in Arbor Verlag. Heute ist Bergmann 88 Jahre alt. Er sitzt zwar mittlerweile im Rollstuhl, aber sein Gehirn ist nach wie vor hellwach.
New Work: Pro und Kontra
New Work kann uns große Vorteile bieten. Es kann uns dabei helfen, unsere berufliche Tätigkeit besser mit unserem Privatleben zu vereinbaren. Doch New Work ist für uns auch sehr herausfordernd: wir müssen lernen, eigenverantwortlich zu handeln und flexibel auf Anforderungen zu reagieren. Das gelingt nicht jedem sofort. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkts- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass standortunabhängiges Arbeiten, und das damit einhergehende Work-Life-Blending sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt.
Die Vorteile von New Work
- Work-Life-Blending erlaubt eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
- Remote Work im Home-Office spart viel Zeit. Der häufig lange und zeitraubende Arbeitsweg fällt weg.
- Wenn es gelingt, gibt es im Home-Office weniger Ablenkung und Arbeitsunterbrechungen als im (Großraum)-Büro.
- Die Arbeitsumgebung lässt sich individuell gestalten. Das kann sich positiv auf die Produktivität auswirken.
- New Work erlaubt auch im Rahmen eines festen Arbeitsverhältnisses längere Auszeiten, zum Beispiel für persönliche Entwicklung, etwa in Form von Sabbaticals.
Die Nachteile von New Work
- Die Umstellung von festen Hierarchien auf selbstbestimmtes Arbeiten kann manche Menschen überfordern.
- Durch das Arbeiten im Home-Office kann man den Kontakt zu den Kollegen im Büro verlieren und sich isoliert fühlen.
- Work-Life-Blending kann zur Selbstausbeutung führen. Deshalb ist es enorm wichtig Me-Time – die achtsame Auszeit mit Dir selbst zu machen und Grenzen zu setzen.
- New Work basiert stark auf technologischen Lösungen, die die Einarbeitung in neue Tools und Plattformen voraussetzt. Digital natives sind hier klar im Vorteil gegenüber anderen Arbeitnehmern, die vielleicht weniger technikaffin sind.
- Remote Work kann Arbeitsschutz- und Datenschutzbestimmungen zuwiderlaufen, wenn etwa der Arbeitsplatz nicht ergonomisch eingerichtet ist oder sensible Daten nicht ausreichend geschützt werden.
Wichtig im Home-Office ist es – klare Grenzen zu setzen
Wenn wir von zu Hause aus arbeiten, kann es leicht passieren, dass unsere Arbeit unser Leben übernimmt. Die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem verschwimmen. Weil das Büro zuhause ist, arbeiten viele bis spät in die Nacht an einem Projekt, oder beantworten E-Mails. Dies ist jedoch auf lange Sicht eine schlechte Strategie. Es kann zu Burnout, Stress, Müdigkeit und mehr führen.
Klare Grenzen zwischen Arbeits- und Privatzeit zu setzen, ist die beste Strategie. Das gilt für Kollegen genauso, wie für die Kinder und den Partner. Jeder hat das Recht abzuschalten und zu entspannen. Das bedeutet, dass wir klar kommunizieren (lernen) müssen, wann wir arbeiten und wann wir Pausen machen. Vielleicht kann es von Vorteil sein, die gleichen Zeiten einzuhalten, die Du sonst auch im Büro üblich waren: also „9to5“?
Meine Home-Office Erfahrung in über 12 Jahren
Ich halte mich seit über 12 Jahren „Homeoffice“ an die üblichen Bürozeiten und habe damit gute Erfahrungen gemacht. Meine Kollegen und Ansprechpartner sind dann ebenfalls erreichbar und die Prozesse bleiben gut abstimmbar. Weil ich versuche, auf drängende Fragen möglichst schnell eine Antwort zu erhalten, gibt es bei mir häufig eine morgendliche „Anrufrunde„. Sollte ich niemanden ans Telefon bekommen, schicke ich eine (kurze) email, mit meiner Frage(n) und einem update zum Projekt, in dem ich auch offen Probleme anspreche und darstelle, wo es noch „hakt“. Meine Erfahrung ist, dass selbst große Projekte trotz Home-Office zügig umgesetzt werden können.
Meine Herangehensweise ans Homeoffice
Wenn beispielsweise bei einem (Film-) Projekt sowohl die Inhalte, als auch die Crew und der Timetable feststehen, kann es je nach Projektumfang sinnvoll sein, erstmal alle Beteiligten zu einem virtuellen kick-off Meeting zusammenzubringen. Das sorgt zum einen für etwas teambuilding und, weil sich alle bereits kennengelernt haben, können sie sich im weiteren Verlauf des Projekts auch auf kurzen Wegen untereinander abstimmen. Das kann sehr entlastend sein – aber nur wenn das Ziel feststeht, also alle genau wissen, wohin die Reise geht.
Vor diesem kick-off Meeting versende ich an alle eine Stabliste und ein schriftliches Briefing, so dass zum Einstand alle auf dem gleichen Stand sind und höchstwahrscheinlich auch schon die ersten Fragen aufkommen (auf die einzelne vielleicht nicht so schnell gekommen wären). Häufig gibt es dazu dann auch gleich einige Lösungsvorschläge – oder sie wandern auf die To-Do-Liste.
Ist das Projekt erstmal angelaufen, versuche ich virtuelle Meetings oder Telefonkonferenzen immer auf möglichst wenige Teilnehmer zu begrenzen. Erfahrungsgemäß brauchen große Meetings viel Zeit und sind uneffektiver, als in kleineren Gruppen zu telefonieren / kommunizieren.
Es genügt meist, regelmäßig die jeweiligen „keypositions“ in diesen Meetings zusammen-zubringen, die dann wiederum an ihre Mitarbeiter weiter berichten und in die gewünschte Richtung dirigieren. Wichtig ist, dass alle auf dem aktuellen Stand bleiben. Wenn die Aufgaben klar verteilt, die Ziele definiert und ein machbarer timetable steht, kann eigentlich schon fast nichts mehr schief gehen.
Schwieriger wird es natürlich, wenn sich Projekte über den halben Globus ziehen. Teilweise ändere ich dann meine eigenen „Office-Zeiten“ und arbeite zum Beispiel erst ab dem Nachmittag bis in den späten Abend.
Zur Angewohnheit habe ich es mir gemacht, dass die Informationen, die mein Gegenüber braucht, jeweils morgens vor Arbeitsbeginn bereits in ihrem/seinem Postfach sind. Das hat den unglaublichen Vorteil, dass beispielsweise eine Filmabnahme passiert, bevor die Projektverantwortlichen wieder in irgendwelche (langatmigen) Meetings verschwinden. Meist habe ich das Feedback dann noch am Vormittag auf dem Tisch und kann damit direkt weiter arbeiten.
Geht es beispielsweise um Filmprojekte, schicke ich das Ergebnis des Feedbacks an den jeweiligen Editor, Grafiker, Sound-Designer, etc. weiter und bespreche das Vorgehen. Auch diese Teammitglieder freuen sich natürlich, wenn sie ihre Zeit nicht unnötig abzusitzen – und im Zweifel Überstunden machen müssen. Sie/Er kennt den Arbeitsumfang und die Abgabezeit und kann daraufhin selbst entscheiden, ob er lieber nochmal eine Runde Joggen geht, oder gleich mit der Arbeit anfängt. Das Ende meines Arbeitstages sieht dann so aus, dass ich den nächsten Upload mit dem Fortschritt des Projekt hochlade. So bleibt das „Ding“ kontinuierlich am Laufen.
Ich versuche tunlichst Pausen und den Feierabend genauso einzuhalten, wie sonst üblich. Das macht es nicht nur mir leichter, sondern auch allen anderen, mit denen ich zusammen arbeite. Gleiches gilt für die Wochenenden: am Wochenende beantworte ich meist keine E-Mails, es sei denn, die Zeit drängt, oder es handelt sich um einen Notfall. Das war auch schon zu normalen „Bürozeiten“ so und gehört für mich zum Punkt „eigenverantwortliches Handeln“ dazu.
Die Mischung macht´s
Ich schätze es sehr, im Homeoffice zu arbeiten. Allerdings auch deswegen, weil sich bei mir Zeiten der „Co-Creation“ mit „Home-Office“ abwechseln. „Co-Creation“ ist die Zeit, in der ich andere Freelancer, Protagonisten oder Auftraggeber möglichst in Persona treffe, um Ideen zu diskutieren, Brainstormings zu machen oder um konkrete Aufgaben gemeinsam umzusetzen.
Die Zeit im Home-Office nutze ich unter anderem, um Informationen zu recherchieren, Texte zu schreiben und Ideen auszuarbeiten, die ich dann wiederum in „Co-Creation“ Zeiten mit anderen weiter entwickle oder bearbeite. Mit diesem Mix fahre ich seit Jahren gut und das obwohl ich selbstständiger Freelancer bin.
Und natürlich: auch bei mir klappt nicht immer alles auf Anhieb und sicher läuft nicht jedes Projekt rund. Eine offene Kommunikation darüber und wertschätzendes, aber ehrliches feedback sind meistens der Schlüssel dafür, dass im Team alles bald wieder rund läuft.
Fazit
New Work war ursprünglich dazu gedacht, uns größere Freiheiten zu ermöglichen um selbstbestimmter zu leben. Jetzt, da wir die technischen Voraussetzungen dafür haben, ist es an uns mehr Eigenverantwortung zu entwickeln, um diese große Idee für uns, genauso wie für unseren Auftraggeber zum Vorteil zu nutzen. Das Ergebnis kann unter bestimmten Voraussetzungen für alle Beteiligten gewinnbringend und gleichzeitig sinnstiftend sein.
Wenn Du im Home-Office Schwierigkeiten hast, So bleibst Du motiviert – auch im Home Office, oder Projekte durchzuziehen, kann Dir zum Beispiel die Pomodoro-Technik helfen. Wenn es mehr darum geht, Deine Laune zu heben, oder dass Du Me-Time – die achtsame Auszeit mit Dir selbst kannst, hier in der Wohlfinderei wirst Du sicher fündig. Ich möchte auf diesen Seiten jedenfalls möglichst viele Inspirationen geben, um unser aller Wohlbefinden dauerhaft zu steigern!
Weitere nützliche links:
- Ist Glück machbar? Eine Wissenschaftlerin deckt 12 Wege auf!
- 8 Morgenroutinen erfolgreicher Menschen
- Sind erfolgreiche Menschen glücklicher?
- Macht uns Geld glücklich?
- Ein Hobby kann unser größter Glückshelfer sein
Quelle: eigene Home-Office Erfahrung :-).