Wer kennt das nicht? Wir besuchen zum ersten Mal ein Land und geraten ins Schwärmen: das Wetter ist super, die Gegend ein Traum und erst die Menschen, die sind ja alle sowas von freundlich und hilfsbereit…. . Egal, ob im Urlaub, oder auf einer geschäftlichen Reise – Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen fällt uns sofort auf. – Und begeistert uns!
„Freundlichkeit ist jene Sprache, die auch die Tauben hören und die Blinden sehen können“
Mark Twain
Doch warum eigentlich immer nur „im Urlaub“? Oder „im Ausland“? Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hat auch in unserem täglichen Alltag enorm viele positive Auswirkungen. Eine freundliche Geste kann uns durch den Tag tragen – und noch so viel weiter…. .
Was es damit auf sich hat, dass es mittlerweile schon eine weltweite Bewegung gibt und wie wir alle davon profitieren können, liest Du hier.
Freundlich sein – als Lebenskonzept
Drehen wir das Ganze doch mal um. Was würde passieren, wenn jeder von uns zu seinen Mitmenschen ein bisschen freundlicher wäre? Was das bringt, hat eine renommierte Forscherin der Positiven Psychologie, Prof. Sonja Lyubomirsky von der University of California, Riverside untersucht – und kommt zu ganz erstaunlichen Ergebnissen, die ein echter „lifechanger“ sein können.
Bereit? Gut, geht los!
Freundlichkeit & Hilfsbereitschaft
Das englische Wort „Kindness“ lässt sich ins Deutsche mit vielen unterschiedlichen Begriffen übersetzen: Liebenswürdigkeit, Wohlwollen, Herzlichkeit, Höflichkeit, Güte, Hilfsbereitschaft, … genau. All das macht sicher einen Menschen aus, den wir „freundlich“ nennen würden. Doch wie wäre es, wenn andere das über uns sagen würden?
Wie freundlich sind wir eigentlich?
Wir haben ein seltsam gespaltenes Verhältnis zur Freundlichkeit:
Laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2018 stimmten nicht mal die Hälfte aller Frauen (46,6%) der Aussage „Ich bin jemand, der rücksichtsvoll und freundlich mit anderen umgeht“ zu – bei den Männern lag dieser Anteil sogar nicht mal bei einem Drittel (28,8 %).
(Basis der Erhebung ist jeweils die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahren. )
Andererseits ist Freundlichkeit eine der Charaktereigenschaften, die wir am meisten schätzen. Wie passt das zusammen?
Übertragen würde das bedeuten, dass wir es zwar durchaus wertschätzen, wenn andere freundlich und hilfsbereit sind. Aber, dass wir selbst zu anderen freundlich wären? Das scheint uns offensichtlich, na ja…. sagen wir mal, nicht ganz so wichtig zu sein. Und offensichtlich haben wir keine Ahnung, was uns dadurch angeht….
Freundlich und hilfsbereit zu sein – macht glücklich
Wenn andere nett und hilfsbereit zu uns sind, freut uns das natürlich. Doch neueste wissenschaftliche Forschungsergebnisse zeigen, dass Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nicht nur dem Empfänger der „guten Tat“, sondern auch dem Geber nutzt. Egal wie merkwürdig das erstmal klingen mag, doch wohlwollend, höflich und freundlich zu handeln, selbst dann, wenn wir keine Gegenleistung erwarten können, zahlt sich für uns aus: Denn freundlich zu sein, macht uns glücklich!
Was war zuerst da: Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft oder Glück?
Klar, wenn wir anderen Gutes tun, fühlen wir uns auch selbst gut. Doch was kommt zuerst? Sind es die glücklichen Menschen, die Gutes tun, oder macht erst Hilfsbereitschaft Menschen glücklich?
Untersuchungen habe gezeigt, dass glückliche Menschen öfter anderen Menschen helfen, selbstlos handeln und zum Beispiel auch mal am Arbeitsplatz den Kollegen unter die Arme greifen, obwohl sie eigentlich selbst schon mehr als genug zu tun haben. Tja, aber waren diese Menschen nun schon glücklich bevor, oder erst weil sie so hilfsbereit sind?
Wahres Glück besteht darin, andere glücklich zu machen.
Indisches Sprichwort
Es ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft, die uns glücklich macht
Sonja Lyubomirsky und ihr Team konnten es als erstes und endgültig klären: „wer eine Strategie hinter seinem hilfsbereiten Verhalten hat, steigert ganz effektiv seinen Glückslevel“. Doch wer sich und andere glücklich machen will, sollte einige Dinge beachten. Das sind die 6 entscheidenden Merkmal bei den „Gesten der Freundlichkeit“ – die „Glücksformel“, mit der Geber und der Empfänger gleichermaßen glücklich werden:
- Timing – sie sollte nicht zur „Routine“ werden, sonst wird sie zu einer „Pflichtübung“
- Kreativität – die Gesten sollten möglichst abwechslungsreich sein
- Sie sollten leicht in den Alltag zu integrieren sein
- Sie sollten sinnvoll sein – sowohl für andere, als auch für uns selbst
- Sie sollten aus vollem Herzen kommen, ohne Erwartungen und freiwillig erfolgen
- Der Empfänger sollte die Geste annehmen wollen und können (ohne z.B. beschämt zu sein, o.ä.)
Wenn diese 6 Kriterien zusammentreffen und wir uns dafür entschieden haben, jemanden etwas Gutes zu tun – hebt bereits die Vorfreude darauf unsere Stimmung.
Regelmäßige gute Taten über einen langen Zeitraum hinweg können uns tatsächlich glücklicher machen.
Prof. Sonja Lyubomirsky
Warum macht uns Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft selbst glücklich?
Wohlwollen, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit helfen uns, uns mit anderen verbunden zu fühlen und ein Gefühl von Miteinander und Gemeinschaft zu entwickeln. Gute Taten tragen oft dazu bei, dass wir uns selbst und unsere Situation besser einschätzen können und erkennen, wie viele Fähigkeiten und Talente wir haben – und dankbar dafür sind.
Vielleicht finden wir auch selbst Trost darin, wenn wir anderen Unterstützung und Trost spenden. Es kann uns Zuversicht, Optimismus und das Gefühl geben, Sinnvolles zu tun. Wer anderen hilft, stärkt auch seine Fähigkeit des Mitgefühls und wird emphatischer. Zu helfen gibt uns auch die Möglichkeit etwas zu bewegen, vielleicht auch gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter. Das wiederum stärkt unser Zugehörigkeitsgefühl und auch den eigenen Selbstwert.
Und natürlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Helfende auf Grund ihrer guten Tat auch viel zurückbekommen: Menschen sind dankbar für die dargebrachte Hilfe und revanchieren sich vielleicht sogar.
Eine Studie zu ehrenamtlicher Arbeit zeigte, das Menschen, die sich karitativ engagieren, ein höheres Selbstwertgefühl hatten und ein „helpers high“, also ein „Helferhoch“ empfanden. Deutliche Zeichen also, dass Hilfe am Nächsten nicht nur andere, sondern auch uns selbst glücklich machen kann.
Freundlich sein – können wir lernen – mit Random Acts of Kindness
Schon mal etwas von „RAOK“ gehört? Diese Bewegung kommt ursprünglich aus Neuseeland und bedeutet „Random Acts of Kindness“. Dabei geht es um kleine, freundlich Gesten und Gefälligkeiten, mit denen wir „random“, also spontan, einfach mal so, ohne festen Rhythmus oder irgendeinem Grund unseren Mitmenschen etwas Gutes tun.
Die guten Taten dürfen klein und wenig zeitaufwändig sein, vor allem aber müssen sie freiwillig passieren – und sie müssen uns – ein Anliegen sein.
Der «Random Acts of Kindness Day» hat mittlerweile bereits ein festes Datum: den 17. Februar. Er wurde von den Neuseeländer*innen Josh de Jong, Marshall Gray, Megan Singleton und Reuben Gwyn 2005 ins Leben gerufen. Mit diesem Tag wollen sie ein Zeichen setzen und den Wert, den Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft für uns alle hat, bewusst machen. Dabei verweisen auch sie auf zahlreiche Studien aus der (Positiven) Psychologie, die belegen, welche unglaublich positiven Effekte sowohl das Geben als auch das Empfangen von Freundlichkeiten auf uns hat. Beispielsweise die Studie der renommierten Psychologin Barbara Fredrickson über positive Emotionen.
Freundlichkeit erzeugt positive Emotionen in anderen und in uns selbst
Positive Emotionen wie Freundlichkeit, Dankbarkeit, Gelassenheit, Verbundenheit etc. fühlen sich nicht nur gut an. Die US-Psychologin Barbara Fredrickson zeigt mit ihrer Forschung, dass sie auch unsere geistigen und sozialen Fähigkeiten fördern. Wer viele positive Gefühle erlebt, entwickelt eine Art „Puffer“ für negative Gefühle wie Wut oder Angst und stärkt gleichzeitig seine Resilienz, also die Fähigkeit „zurückzufedern“.
In Studien konnten Fredrickson nachweisen, dass bereits kleine Gesten der Freundlichkeit gleich auf mehrfache Art unser aller Wohlbefinden steigern: Sie stärken unsere Dankbarkeit, lösen Glückshormone wie Dopamin, Serotonin und Oxytocin aus („Helpers‘ high“) und senken unseren Stresslevel.
Freundlichkeit wird zu einer positiven Gewohnheit
Eine Studie aus dem Jahr 2016 kam zu dem Ergebnis, dass die kleinen Gesten der Freundlichkeit nicht nur Endorphine, als auch Oxytocin frei setzen, sondern auch neue neuronale Verknüpfungen in unserem Gehirn schaffen. Das hat zur Folge, dass sich Altruismus und Freundlichkeit immer weiter selbst verstärken und uns zur Gewohnheit werden.
Mit anderen Worten: Freundlichkeit können wir lernen und sie geht uns immer leichter von der Hand. Dazu kommt: bereits wenn wir uns diese Freundlichkeiten vorstellen, oder sie bei anderen erleben, hat das schon eine (wenn auch geringere) positive Auswirkung auf uns. (1)
Freundliche Menschen sind sogar gesünder, als andere
Eine Harvard-Studie (2) kam obendrein zu dem Ergebnis: Wer Gutes tut, ist hinterher nicht nur glücklicher als andere. Freundliche Menschen litten auch seltener unter körperlichen Symptomen.
Freundlichkeit mildert nachweislich:
- Schmerzen
- Stress
- Ängste
- Depressionen
- Bluthochdruck
Dafür hat es enorm viele positive Auswirkungen auf uns, freundlich zu sein.
Freundlichkeit verstärkt nachweislich:
- Das „Liebeshormon“ Oxytocin
- Das „Glückshormon“ Serotonin
- Den Energielevel
- Das Glücksempfinden
- Die Lebenserwartung
- Die Freude
Es sind diese kleinen, schönen Gesten, die uns das Herz erwärmen und das Leben so unendlich bereichern!
Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit – wirken ansteckend
Diese kleinen, freundlichen, unerwarteten Gesten können viel bewirken. Denn auch der Empfänger wird die Freude, die er empfindet – auf irgendeine Weise weitergeben. Und weiter… und weiter.. . Wenn sich viele Menschen von diesen „Random Acts od Kindness“, diesen kleinen Freundlichkeiten und Gefälligkeiten „anstecken“ lassen, kann das eine Welle der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auslösen, so erhofft es sich die „RAOK“-Bewegung. Ein Domino-Effekt, der uns letztlich alle ein kleines bisschen glücklicher machen kann.
Freundlichkeit erfordert Aktion – 16 Beispiele für „Random Acts of Kindness“
Jetzt kannst Du selbst kreativ werden – oder auch gleich zur Tat schreiten, zum Beispiel mit diesen 16 Inspirationen für mehr Freundlichkeit:
- Koche am Abend einfach ein bisschen mehr und bringe es jemandem vorbei, von dem Du weißt, dass er gerade absolut im Stress ist.
- Verschicke einen Song per email, oder WhatsApp an jemanden, der gerade etwas Motivation braucht, denn Musik macht uns laut Studien kreativer, produktiver und hebt auch noch die Stimmung
- Bezahle einfach noch eine zweite Tasse Kaffee. Bei unseren italienischen Nachbarn ist das schon Gang und Gäbe. So ein Kaffee wird beispielsweise in Neapel „sospeso“ genannt und jeder, der gerade „bedürftig“ ist, kann danach fragen
- Lass ein bezahltes Ticket für die Öffis im Automaten liegen
- Mache jemandem ein schönes Kompliment
- Sammle Müll auf, den Du auf einem Spaziergang findest
- Schicke einem lieben Menschen ein paar schöne Grüße und Sprüche, die von Herzen kommen, z.B. in Form einer (E-) Karte
- Bedanke Dich bei jemandem ganz ausdrücklich
- Spende etwas für einen wohltätigen Zweck
- Halte jemandem die Tür auf
- Trage jemandem die Einkaufstüten zum Auto
- Lass jemandem an der Supermarktkasse den Vortritt
- Hinterlasse einen besonders positiven Kommentar auf Social Media
- Spende Blut
- Rufe jemanden an und sage ihm, wie sehr Du ihn schätzt
- Schenke jemandem ein Lächeln
- Überrasche Deine Kollegen mit einem leckeren Kuchen …
… alles, was jemandem den Tag versüßen kann – zählt! Und: Ganz egal wie klein die Geste auch sein mag – sie ist es immer wert!
Weil Glück sich verdoppelt, wenn man es teilt!
Hier gibt es einige Webseiten, die sich dem Thema ausführlich widmen:
Und Dir garantiert jede Menge Inspirationen für Deinen ganz persönlichen „RAOK“-Moment geben!
Fazit:
Etwas mehr Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft kann uns allen nicht schaden, wie wir gesehen haben – ganz im Gegenteil. Und vielleicht müssen wir dank Domino-Effekt dann auch nicht mehr bis zum nächsten Urlaub warten, um zu sagen: ach, sind die Menschen hier alle freundlich und hilfsbereit!
In diesem Sinne…
Viel Spaß beim Freude verbreiten!
Deine Wohlfinderei
Weitere inspirierende links für Dich, wenn Du Deinem Glück auf die Sprünge helfen willst:
- Ist Glück machbar? Eine Wissenschaftlerin deckt 12 Wege auf!
- Positive Psychologie – oder wie geht das mit dem gelingenden Leben?
- Die 19 besten Tipps um Dein Glückshormon Endorphin anzukurbeln
- Wohlbefinden – was ist das eigentlich und wie können wir es steigern?
- Lebensfreude: Inspirierende Sprüche und Zitate über die Freude am Leben
Quelle:
Sonja Lyubormirsky – „Glücklich sein, Warum Sie es in der Hand haben zufrieden zu leben“