Philosophen haben seit 2500 Jahren über die Natur des Glücks debattiert. Nun hat sich auch die Forschung des Themas angenommen, und versucht das Glück methodisch anzugehen. Der mittlerweile verstorbene amerikanische Psychologieprofessor Ed Diener gilt als einer der Urväter der Positiven Psychologie. Bereits in den 80er Jahren entwickelte er die Theorie des Subjektiven Wohlbefindens. Demnach gibt drei Arten von Glück – deren Ursachen völlig unterschiedliche sind.
- Hohe Lebenszufriedenheit
- Positive Gefühle
- möglichst wenige negative Emotionen (Ed Diener, 1984).
Die drei Arten des Glücks | Beispiele | Ursachen |
Lebenszufriedenheit | – Ich finde mein Leben gut – wie es ist – Ich bin zufrieden mit meinem Job | – über ein ausreichendes Einkommen verfügen – gesetzte Ziele erreichen – ein hohes Selbstwertgefühl haben |
Positive Gefühle | – Ich genieße mein Leben – Ich liebe meinen Partner / meine Freunde | – unterstützende Freunde – interessante Tätigkeiten – extrovertiert sein |
Wenig negative Gefühle | – Ich bin selten traurig oder wütend – Ich lebe ein relativ sorgenfreies Leben | – eine positive Perspektive haben – mit den eigenen Zielen im Einklang stehen – emotional stabil sein |
Laut Ed Dieners Studien gibt es also diese drei „Hauptarten“ des Glücks, die jeweils durch andere Umstände verursacht werden.
Das heißt: jemand, der genügend Geld verdient, hat in Sachen Lebenszufriedenheit vielleicht schon genug erreicht und muss nicht weitere Ziele erreichen, oder ein besonders hohes Selbstwertgefühl haben.
Anderes Beispiel: Jemand, der viele unterstützende Freunde hat, kann durchaus etwas verschlossener sein und braucht auch kein spannendes Hobby – um genügend positive Gefühle zu haben. Usw.
Was Ed Diener aber auch herausfand: Erst durch die Kombination aller drei Arten des Glücks, kann ein hohes Maß an subjektivem Wohlbefinden erreicht werden. (Diener & Biswas-Diener, 2008).
Als Beispiel: Wer eine positive Perspektive hat und ohnehin schon einer interessanten Tätigkeit nachgeht, muss kein hohes Einkommen haben, um ein hohes Maß an subjektivem Wohlbefinden zu erleben. Ihr/Ihm genügt es dann vielleicht schon, wenn sie/er ihre/seine gesetzten Ziele erreicht. Das dürfte beispielsweise auf viele junge Menschen zutreffen, die sich gerade noch in der Ausbildung oder im Studium befinden.
Oder anders: wer ein hohes Selbstwertgefühl hat, extrovertiert ist und emotional stabil – braucht vielleicht keinen wahnsinnig interessanten Job, um glücklich zu sein. Kombinationsmöglichkeiten der drei Arten und Ursachen des Glücks gibt es viele.
Die Kombinationsmöglichkeiten der 3 Arten des Glücks
Manche „Glückskinder“ scheinen alles zu haben: sie sind mit ihrem Leben zufrieden, haben viele positive Emotionen und nur wenige Sorgen. Vielen unglücklichen Menschen fehlen dagegen häufig alle drei Teilbereiche. Und natürlich gibt es auch die Menschen, die nur eine der drei Arten des Glücks ausleben und denen die anderen beiden fehlen. Doch um glücklich zu sein, müssen wir alle drei Arten des Glücks entwickeln.
Wie stark beeinflussen unsere Lebensumstände unser Glück?
Wie Ed Diener in seinen Studien berichtet, gibt es äußere Einflüsse, die sich auf unser Glück auswirken können – die Umstände, in – oder unter denen – wir leben.
Manche Menschen können glücklich sein, obwohl sie arm oder krank sind. Im Gegensatz dazu ist es wahrscheinlich einfacher glücklich zu sein, wenn man eine unterstützende Familie und Freunde hat, über Fähigkeiten und Möglichkeiten verfügt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, und gesund ist.
Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Es gibt Menschen, die depressiv und unglücklich sind, obwohl sie von außen betrachtet in besten Verhältnissen leben.
Doch was bedeutet das?
Ganz offensichtlich sind es weniger die Verhältnisse selbst, die uns glücklich oder unglücklich machen, sondern vielmehr unsere Persönlichkeit und die Art und Weise, wie wir über die Welt denken. Oder wie es Ed Diener formuliert hat:
Was macht uns glücklich? Interne und externe Glücksfaktoren
In der folgenden Tabelle sind interne und externe Faktoren aufgelistet, die unser Glück beeinflussen können. Die aufgeführten Glücksfaktoren entsprechen den neuesten Forschungsergebnissen darüber, was die meisten Menschen in Sachen Glück beeinflusst.(Diener, Suh, Lucas, & Smith, 1999; Lyubomirsky, 2013; Myers, 1992).
Innere Glücksfaktoren | Beispiele und Beschreibung |
Gene | Studien an eineiigen Zwillingen zeigen, dass unsere Gene Einfluss auf unser Glückslevel haben. Selbst wenn Zwillinge getrennt voneinander aufwuchsen, blieb ihre Fähigkeit Glück zu empfinden, bei beiden gleich. |
Persönlichkeit und Temperament | Unsere Persönlichkeit ist teils angeboren, und teils erlernt. Auch sie bestimmt unser Glückslevel mit. Beispiel: Eher extrovertiert veranlagte Menschen tendieren dazu, mehr positive Gefühle zu haben, als introvertierte. |
Perspektive | Menschen können die Fähigkeit entwickeln, sich auf die positiven Dinge des Lebens zu fokussieren und zu lernen, herausfordernde Ereignisse als positiv zu interpretieren. Umgedreht ist es genauso möglich, eine pessimistische Weltsicht zu entwickeln. Auch unsere Kultur spielt eine Rolle, ob wir eine eher positive oder negative Weltsicht haben. |
Resilienz | Glückliche Menschen können schneller mit negativen Erlebnissen und Verlusten fertig werden. |
äußere Glücksfaktoren | Beispiele und Beschreibung |
Materielle Ressourcen | genügend Geld, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen und die wichtigsten Ziele zu erreichen. |
Soziale Ressourcen | jeder Mensch braucht unterschiedlich viele Sozialkontakte, aber ein unterstützendes Umfeld, ob das unsere Familie, unser Partner oder unsere Freunde sind, brauchen wir alle. Ein soziales Umfeld trägt dazu bei, ein erfülltes Leben führen zu können. |
Erstrebenswertes gesellschaftliches Umfeld | Eine Gesellschaft in der Hunger, Krieg und Korruption herrschen, ist deutlich weniger glücklich, als eine mit mehr Wohlstand, in der es um Vertrauen, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung geht. |
Was macht Glück mit uns?
Ist Glück wirklich erstrebenswert? Ist es nicht nur ein egoistischer Wohlfühlzustand, der uns gleichgültig und blind gegenüber den Problemen der Welt macht? Sollten wir wirklich danach streben, glücklich zu sein, oder sind wir besser dran, wenn wir eher missmutig, dafür aber „realistisch“ sind?
Es gibt Argumente, die dafür sprechen, dass Glück uns oberflächlich und gefühllos werden lässt. Die meisten der bisherigen Beweise legen aber nahe, dass glückliche Menschen gesünder, geselliger, produktiver und sogar die besseren Mitmenschen sind (Diener & Tay, 2012; Lyubomirsky, King, & Diener, 2005). Oder auch Frederickson: Warum positive Emotionen so wichtig sind.
Die folgende Tabelle fasst einige der wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Positive Folgen | Beschreibung |
Gesundheit und ein langes Leben | Glückliche, optimistische Menschen haben ein stärkeres Immunsystem und leiden seltener unter kardiovaskulären Krankheiten. Sie neigen eher zu gesunden Verhaltensweisen und scheinen auch aus diesem Grund im Durchschnitt länger zu leben. |
Soziale Beziehungen | Glückliche Menschen sind beliebter, ihre Beziehungen sind bereichernder. Sie lassen sich weniger häufig scheiden und verlieren seltener ihren Job. Sie unterstützen andere häufiger und werden im Gegenzug häufiger unterstützt. |
Produktivität | Organisationen, in denen die Menschen positiv und zufrieden sind, scheinen erfolgreicher zu sein. Firmen, deren Mitarbeiter glücklich sind, sind z.B. produktiver, innovativer, verdienen mehr Geld und erzielen höhere Aktienkurse. |
Verhalten als Mitmensch | Glückliche Menschen spenden mehr Geld und Zeit für karitative Zwecke und unterstützen ihr Umfeld. |
Sollten wir nach Glück streben?
Obwohl es viele Vorzüge hat, glücklich zu sein, bedeutet das nicht, dass wir nur noch nach Glück streben sollten, wie Ed Diener und seine Forschungsergebnisse uns auch nahelegen.
Tatsächlich ist es laut wissenschaftlichen Erkenntnissen manchmal sogar sinnvoll und hilfreich, traurig oder besorgt zu sein. Die kreativsten und erfolgreichsten Menschen scheinen diejenigen zu sein, die überwiegend positiv, aber manchmal auch ein wenig nachdenklich sind. Man muss also kein Glücksexperte sein, um ein gutes Leben zu führen.
Wann sind wir glücklich genug?
Die wichtige Frage ist, ob Du selbst damit zufrieden bist, wie glücklich Du Dich grundsätzlich fühlst. Wenn Du überwiegend zufrieden bist und Dir nur gelegentlich Sorgen machst, oder mal gestresst bist, ist das wahrscheinlich genau so auch in Ordnung. Wichtig ist nur, dass Du Dich mit Deinem Glücksniveau wohlfühlst.
Wenn Du allerdings jemand bist, der die meiste Zeit über unglücklich ist, solltest Du etwas ändern, und Dir auch professionellen Rat suchen.
Mit 5 Fragen für Dein persönliches Glück – nach Ed Diener
Die meisten von uns sind bereits ziemlich glücklich, wünschen sich aber oft noch ein bisschen mehr Lebensfreude, oder das Leben an sich mehr genießen zu können.
Geht es nach Ed Diener, gibt es drei verschiedene Teilbereiche, aus denen sich unser subjektives Wohlbefinden zusammensetzt – und jeder von uns mag an anderer Stelle ein paar „Nachbesserungen“ brauchen.
Laut dem amerikanischen Professor der Psychologie gibt es dennoch diese fünf grundsätzlichen Fragen, die sich jede(r) stellen sollte, der sein Glückslevel anheben möchte. (siehe auch Lyubomirsky, 2013):
5 Fragen für Dein persönliches Glück | |
1. | Gibt es Dinge in Deinem Leben, die Du ändern kannst, um Dein Leben glücklicher und sinnhafter zu machen? Welche Möglichkeiten gibt es und was hat Dich bislang davon abgehalten sie zu nutzen? |
2. | Siehst Du grundsätzlich die lichten, hellen Seiten des Lebens, oder eher die dunklen? Ist das Glas für Dich eher halbleer oder halbvoll? Könntest Du Deine Sichtweise auf die Welt ändern, indem Du künftig Dich mehr auf das Positive im Leben fokussierst? Wie wäre es damit, mehr positive geistige Gewohnheiten zu entwickeln, wie zum Beispiel ein Dankbarkeitstagebuch zu führen? |
3. | Gibt es Menschen, mit denen Du das Leben genießen kannst und bei denen Du Dich gut fühlst? Kannst Du die Anzahl der „Downer“ in Deinem Leben reduzieren? |
4. | Versuche anderen zu helfen und sie zu unterstützen und erwarte nicht, dass sie nur Dich unterstützen. Die glücklichsten und gesündesten Menschen sind oft die, die anderen helfen. Drücke darüber hinaus auch regelmäßig Deine Dankbarkeit aus und verteile so oft wie möglich Komplimente. |
5. | Finde eine Tätigkeit, die Dich erfüllt und in der Du gut bist. Bleibe bei Deinen Jobwünschen immer realistisch. Überbewerte es nicht, wenn ein bestimmter Job viel Geld oder Prestige verspricht. Finde dagegen eine Arbeit, die Dich interessiert und die Deinen Stärken entspricht. Wenn Du einen Job findest, den Du liebst, kann das ein großer Glücksbooster für Dich sein. |
Ich hoffe, dass Dir diese Fragen weiterhelfen können!
Dass Glück machbar ist, hat bereits Sonja Lyubomirsky eindrücklich in ihren Studien belegt und dabei 12 Wege herausgefunden, wie wir glücklicher werden können.
Wenn Du mehr über Positive Emotionen wissen willst und warum sie so wichtig für uns sind, lies bei Positive Emotionen weiter.
Weitere nützliche links:
- Optimismus – 10 unschlagbare Argumente, optimistischer zu werden + Selbsttest
- Ein Hobby kann dein größter Glückshelfer sein
- Positive Psychologie
- Achtsamkeit
- Glück in anderen Kulturen
- Flow oder das Geheimnis des Glücks
Quellen:
Ed Diener https://eddiener.com/
Sonja Lyubomirsky’s website on happiness http://sonjalyubomirsky.com/
Barbara Fredrickson https://peplab.web.unc.edu/research
International Positive Psychology Associationhttp://www.ippanetwork.org/
Positive Acorn Positive Psychology website http://positiveacorn.com/
University of Pennsylvania Positive Psychology Center http://www.ppc.sas.upenn.edu/
World Database on Happiness http://www1.eur.nl/fsw/happiness/