Der australische Neurowissenschaftler Dr. Stan Rodski hat unsere Hobbys erforscht, oder um genauer zu sein: Wie uns unsere Freizeitbeschäftigungen beeinflussen. Ganz offensichtlich kann ein Hobby weit aus mehr, als nur für unsere Erholung sorgen. Sie können uns kreativer und produktiver machen und unsere Konzentrationsfähigkeit steigern.
Warum können wir eigentlich nicht mehr entspannen?
Die Gadgets mit denen wir uns Tag für Tag umgeben, all die moderne Technik und innovativen Dienstleistungen, die unseren „modernen“ lifestyle ausmachen, sorgen dafür, dass wir Dinge, die sich beständig wiederholen und uns deswegen gerne mal „boring“ vorkommen, nicht mehr selbst erledigen müssen.
Statt selbst zu gärtnern, engagieren wir jemanden, der uns den Rasen mäht (und wenn es ein Rasenroboter ist), statt selbst zu stricken, kaufen wir unsere Socken lieber im Geschäft, oder online. Sogar die „Gassi-geh-Runde“ mit dem Hund lassen wir im Zweifelsfall von jemandem erledigen, den wir dafür bezahlen, statt selbst zu gehen.
Warum stresst uns unser moderner Lifestyle?
Bei der Entspannung geht es darum, die Langsamkeit wiederzuentdecken. Und die liegt unter anderem in Aufgaben, die einfach und beherrschbar sind, sich stetig wiederholen und auf die wir uns voll konzentrieren können. Doch all solche „langweiligen Alltags-Aufgaben“ versuchen wir mehr und mehr aus unserem modernen Lifestyle zu eliminieren. Stattdessen wenden wir uns neuen, komplizierten Aufgaben zu, die uns im Zweifelsfall überfordern und somit stressen können.
Warum waren unsere Großeltern weniger gestresst?
Im Durchschnitt haben wir heute mehr Freizeit denn je – nur nutzen wir sie lieber für die „aufregenden“ Dinge – und fühlen uns immer gestresster. Unsere Großeltern hatten dagegen deutlich weniger Freizeit als wir und fühlten sich trotzdem weniger gestresst. Gefühlt hatten sie sogar mehr Zeit als wir. Und jetzt können wir dreimal raten, warum?
Es sind diese langsamen, gleichförmigen, einfachen, sich wiederholenden Aktivitäten, die die Generation unserer Großeltern noch Tag für Tag ausführten, die sie so entspannten, wie Dr. Rodski herausgefunden hat. Unkraut jäten, Wäsche per Hand waschen, Brot selbst backen – Tätigkeiten, die aus einer Zeit kommen, als die Leute zwar von früh bis spät beschäftigt waren – aber sich trotzdem deutlich weniger gestresst fühlten.
Wie ging die Generation unserer Großeltern mit Zeit um?
Unsere Großeltern gingen anders mit Zeit um als wir. Sie verbrachten ihre Zeit meist mit Dingen, die sie achtsam ausführten. Gärtnern, töpfern, stricken, ja sogar Geschirr abwaschen und sich von A nach B bewegen (häufig zu Fuß)… . Die Generation unserer Großeltern nahm sich Zeit für ihre Aufgaben, tat sie ganz bewusst und fokussiert und war im Zuge – weniger gestresst. Das ist wohl auch der Grund, warum all diese „langsamen“ Aktivitäten heute wieder boomen.
Wie können wir wieder mehr entspannen?
Die Forschungsergebnisse des australischen Neurowissenschaftlers Dr. Stan Rodski haben unter anderem gezeigt: Wir entspannen uns am meisten, wenn wir einfache, sich wiederholende Aufgaben erledigen, denen wir unsere ganze Aufmerksamkeit schenken und die wir voll im Griff haben.
Mit anderen Worten ausgedrückt: je achtsamer wir sind, desto besser können wir uns entspannen. Wir werden dadurch geistig und körperlich widerstandsfähiger und können sogar unser Glückslevel steigern, wie Stan Rodski herausgefunden hat.
Warum können uns unsere Hobbys dabei helfen, achtsamer und glücklicher zu werden?
Prinzipiell hat jede Handlung, die aus einfachen, sich wiederholenden Abläufen besteht das Potenzial, zu einer Übung der Achtsamkeit zu werden. Achtsamkeit bedeutet aufmerksam zu sein. Sich voll auf das einzulassen, was wir gerade tun. Sobald unsere Gedanken abschweifen, sollten wir unsere Aufmerksamkeit wieder zu unserer Handlung zurückholen. Laut Dr. Rodski sind dabei drei Elemente entscheidend:
- stetige Wiederholung,
- gleiche Handlungsmuster und
- die volle Kontrolle über die Aufgabe
Auf viele unserer Hobbys trifft genau das zu. Und: darüber hinaus verbringen wir gerne unsere Zeit damit. Folglich führen wir sie wahrscheinlich auch regelmäßig aus, was ebenfalls dabei hilft, weniger gestresst und glücklicher zu sein.
Warum können uns unsere Hobbys manchmal dennoch stressen?
- Der Schlüssel zur Achtsamkeit liegt darin, uns auf den Prozess des Tuns zu fokussieren und nicht auf das Resultat. Wer sich damit unter Druck setzt, wie gut zum Beispiel seine Zeichnung wird, fokussiert sein Gehirn auf Wettbewerb. Aber Wettbewerb, selbst wenn er nur gegen uns selbst gerichtet ist, wird all die positiven Effekte des achtsamen Tuns sofort zunichtemachen. Denn Wettbewerb führt dazu, das unser Gehirn eingeschränkter funktioniert, weil es nur noch darauf ausgerichtet ist, zu gewinnen. Und das wirkt alles andere als entspannend.
- Wir setzen uns selbst ein Zeitlimit. Und sind am Ende völlig gestresst und entnervt, wenn wir nicht rechtzeitig fertig werden. Klingt ebenfalls nicht gerade nach „achtsamer Entspannung“, oder?
Wie finde ich ein Hobby, das zu mir passt – Das Traum-Hobby
Das Hobby, das am besten zu Dir passt, hast Du noch nicht gefunden? Erinnere Dich zum Beispiel mal an Deine Kindheit. Womit hast Du da am liebsten Deine Zeit verbracht? Oder welches Schulfach hat Dir richtig viel Spaß gemacht? Oder was tust Du am liebsten, wenn Du im Urlaub bist? Die Antworten auf all diese Fragen können Dich einen Schritt weiter in Richtung „Traum-Hobby“ bringen. Wichtig bei einem Hobby ist, dass Du es gerne machst und dass es zu Dir und Deinem Leben passt.
Probier auch einfach mal was völlig Neues aus. Leg dafür zum Beispiel mal Deine persönliche „Bucket List“ an und schau, was Dich am meisten reizen würde, und womit Du am liebsten sofort beginnen würdest.
P.S.: Die Wohltaten sind übrigens genau dafür da :-).
Fazit:
Unsere Hobbys können uns entscheidend dabei helfen, glücklicher zu werden. Wenn wir den Erfolgs- und den Zeitdruck rausnehmen, uns rein auf das Tun fokussieren und uns Aufgaben aussuchen, die wir gerne machen und die uns ausreichend fordern, ohne uns zu überfordern – haben wir die richtigen Tools in der Hand. Ein entspannendes Hobby, das unsere Kreativität fördert, uns gelassener macht, positiver stimmt und uns erfüllt.
Und: einfach öfter mal wieder selbst den Besen in die Hand nehmen und schön gleichmäßig in immer wiederkehrenden Bewegungen den Boden kehren – „boring stuff“ kann ja so guttun!
Quelle:
Rodskis Buch: The Neuroscience of Mindfulness: The Astonishing Science behind How Everyday Hobbies Help You Relax
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