Das „Streben nach Glück“ ist in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika, der ersten neuzeitlichen Demokratie, fest verankert. Dort gilt es als ein unveräußerliches Bürgerrecht.
„We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed, by their Creator, with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the Pursuit of Happiness.”
Das Streben nach Glück gehört demnach neben dem Recht auf Leben und Freiheit zu den unabänderlichen, gottgegeben Rechten eines jeden Bürgers der USA.
Amerika, ein Ort des Neubeginns, das gelobte Land, an dem jeder durch seiner eigenen Hände Arbeit etwas aus sich machen kann. Mit der „Declaration of Independence“, erklärten sich die Vereinigten Staaten von Amerika unabhängig von Großbritannien. Diese Unabhängigkeitserklärung sah vor, dass es religiöse und politische Verfolgungen, nie wieder geben sollte. Denn sie waren der Grund vieler Auswanderer, ihre europäische Heimat zu verlassen. Das Streben nach Glück – The Pursuit of Happiness – war demzufolge nicht nur Inhalt der Freiheitserklärung, sondern gleichzeitig auch das Motiv für die Gründung der USA selbst.
Amerikas Bürger sollten mündige, freie, glückliche Menschen werden
Das Streben nach Glück – übrigens nicht das Glück selbst – ist als ein Grundstein des amerikanischen Gedankens im Leben der Amerikaner fest verankert. Sie sind bis heute fest davon überzeugt, dass jeder selbst und nicht der Staat für das Wohlergehen eines jeden verantwortlich ist. Sie glauben an Selbstbestimmung und der Möglichkeit, es aus eigenem Antrieb zu etwas zu bringen und etwas aus sich zu machen.
In Bhutan ist das Glück nicht nur Bürgerrecht, sondern verbrieftes Regierungsziel
Das kleine Himalaya-Königreich Bhutan hat das Glück zum Staatsziel erklärt. In Artikel 9 seiner demokratischen Verfassung ist die Förderung von „Gross National Happiness“ also dem Bruttosozialglück, festgeschrieben. Zu diesem „GNH“ gehört materieller Wohlstand genauso wie spirituelles Wohlergehen. Der Staat ist in Bhutan dazu verpflichtet, mit aktivem Handeln „collective happiness“ zu fördern. Das ist mehr als dem Bürger das Recht zu gewähren, nach seiner Fasson tätig und glücklich zu werden.
Bhutans Gross National Happiness („GNH“), also Bruttosozialglück ist in fünf Kernbereiche eingeteilt:
- Menschliche Entwicklung (insbesondere Bildung und Gesundheit)
- Ausgewogene Entwicklung (balanced and equitable development)
- Erhaltung der Umwelt
- Bewahrung von Kultur und historischem Erbe
- Gute Regierungsführung
Manfred Kulessa: Zum Glück gibt es Bhutan. Das Konzept des „Gross National Happiness“. In: M.L. Fremuth/M. Kulessa/T. Weiler (Hrsg.): Schriftenreihe der DGVN NRW e.V., Bd. 2: Glückseligkeit des Drachen – Die Philosophie des Glücks in Bhutan und anderswo; Köln 2010, S. 12ff.
In Bhutan zählt also nicht das Bruttosozialprodukt, sondern das Bruttonationalglück.
Glück und die „WHO“
Die WHO, die World Health Organisation definiert Gesundheit als:
Um als „gesund“ zu gelten, reicht also nicht die reine Abwesenheit von Krankheit. Gesund ist laut WHO, wer körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden erlebt. Und das vollständig und nicht nur ein bisschen oder nur ab und an.
Die Politik entdeckt das Glück – auch in Europa
David Cameron, der frühere Premierminister Großbritanniens, forderte beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt durch einen Indikator für das „allgemeine Wohlbefinden“ zu ersetzen. Sein Berater diesbezüglich war übrigens unter anderem Richard Layard, der renommierte Professor an der London School of Economics and Political Science. Er zeichnet auch mit verantwortlich für den World Happiness Report und hat das Buch „Die glückliche Gesellschaft“ geschrieben hat. Setzt da ein Umdenken in Politik und Wirtschaft ein? Es wäre nicht verwunderlich, denn:
Das Streben nach Glück, Sicherheit und Zufriedenheit sind die stärksten Antriebskräfte des Menschen
Das ist evolutionär bedingt, wie Richard Layard in seinem Buch ausführt. Unsere Vorfahren fühlten sich dann am besten, wenn Sie ihr Überleben sichern konnten, also Essen fanden oder erjagt hatten und sich fortpflanzten.
Essen, Sex, Liebe und Freundschaft waren überlebenswichtig und sind es bis heute. Genauso auch die Vermeidung des Gegenteils: Hunger, Durst und Einsamkeit.
Im Laufe der Evolution überlebte derjenige am Wahrscheinlichsten, der Gefahren rechtzeitig erkannte und vermied. Ein Gefühl der Angst zu entwickeln trug also ebenso zum Fortbestand des Individuums und der Art bei.
Unser evolutionäres Erbe ist es also Angst zu haben, nach Glück zu streben und Unglück zu vermeiden.
Mehr zum Thema: „Richard Layard – die glückliche Gesellschaft“. Darin zeigt er auf, wie es gelingen kann Glück und allgemeines Wohlbefinden in einer Gesellschaft zu etablieren.
Doch wo leben heute schon die glücklichsten Menschen der Welt? In Bhutan? Den USA? Oder doch ganz woanders?
Wie unterschiedlich Glück global gesehen wird und welche Übereinstimmungen es bei den Kulturen gibt, liest Du Glück in anderen Kulturen.
Weiterführende Links:
- Was die Finnen zu den glücklichsten Menschen der Erde macht, ist: Sisu!
- Dalai Lama – Die Regeln des Glücks
- Glück in anderen Kulturen
- Was ist Glück
- The new world book of happiness
- 100+ weise Sprüche und Zitate der östlichen Philosophien
- Die 100+ schönsten Sprüche und Zitate über das Glück