Die heilsame Wirkung des Waldes
Als Kinder haben wir es ständig gemacht: Wir waren draußen an der „frischen Luft“, haben uns im Wald herumgetrieben, in Bächen geplantscht und Lager gebaut. Wie viel Gutes wir damit auch für unsere Gesundheit taten, war uns reichlich egal. Wir waren gerne im Wald – ausgelassen, fröhlich und glücklich. Heute gibt es auch immer mehr wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, Wie uns die Natur heilen kann.
Aus Intuition wird Gewissheit
Laut einer neuen Studie der Universität von Exeter, England die im renommierten „Nature Magazin“ erschienen ist, genügen bereits 2 Stunden pro Woche, die wir in der Natur verbringen, um unsere Gesundheit nachweislich zu verbessern. Bereits 20 Minuten pro Tag haben einen gesundheitlichen Effekt!
Was ist Waldbaden?
In Japan gilt „Shinrin Yoku“, übersetzt „heilsames Waldbaden“, als Medizin. Begründet hat diesen Therapieansatz der japanische Medizin-Professor Yoshifumi Miyazaki. Er spezialisierte sich bereits in den 1980er Jahren auf Waldtherapie und forscht seitdem zu den physiologischen und psychologischen Auswirkungen von „Shinrin Yoku“.
Woher kommt Waldbaden?
Am Anfang stand ein Marketingkonzept der japanischen Forstverwaltung, das dazu beitragen sollte, mehr Menschen in die Wälder zu locken. Daraus entwickelte sich eine Initiative, die den Wald als „Therapeuten für Stressgeplagte“ etablierte, der allen 365 Tage im Jahr zur Verfügung steht. Die Idee: Mit langsamen, genussvollen Spaziergängen den Kopf freibekommen, die würzige Luft einatmen, die Augen entspannen, den Puls beruhigen, die Stimmung heben und ganz nebenbei – das Immunsystem stärken.
Der Wald wirkt wie eine natürliche Medizin auf uns
Forscher des Waldbadens sind sich einig: Gesundheitssysteme könnten sich Milliarden sparen, wenn Menschen regelmäßig einen Waldspaziergang machen würden.
Das macht den Wald so gesund für uns:
- er steigert unser Wohlbefinden
- trägt aktiv zur Stressreduktion bei
- regt das Immunsystem an
- wirkt ausgleichend auf Herzschlag und Blutdruck
- hilft dabei, den Blutzuckerspiegel zu senken
- beruhigt das Nervensystem
- entspannt die Augen
- sorgt für besseren Schlaf
- macht uns psychisch stabiler
- macht uns glücklich
Schon nach 5 Minuten im Wald fühlen wir uns subjektiv wohler. Nach 20 Minuten ist dieser subjektive Eindruck sogar objektiv nachweisbar: Blut- und Speichelproben von Waldspaziergängern enthalten signifikant mehr natürliche „Killerzellen“ und mehr herzschützende Hormone.
Wie der Wald unser Immunsystem stärkt
Verantwortlich dafür sind unter anderem die Duftstoffe der Bäume, die sogenannten Terpene. Sie aktivieren bei jedem Einatmen unsere natürlichen Abwehrzellen – eine Form der weißen Blutkörperchen – in unserem Körper. Bereits nach einem Tag im Wald enthält unser Blut im Durchschnitt 40 % mehr krebsabwehrender „Killerzellen“ als vorher. Unser Immunsystem kann demnach von einem Waldbad enorm profitieren.
Im Wald bauen wir Stress ab
Studien aus Tokio zeigen viele weitere positive Effekte des Waldes: unser Blutdruck und Herzschlag normalisieren sich, der Blutzuckerspiegel sinkt. Die Konzentration von Stresshormonen nimmt ab. Die Nebennierenrinde produziert zusätzlich mehr des „Herzschutzhormons“ DHEA.
Der Wald schenkt uns innere Ruhe
Außerdem beruhigt sich unser Nervensystem im Wald: Unser Ruhenerv, der „Parasympathikus“ wird aktiviert. Zugleich sinkt die Aktivität seines Gegenspielers, des „Sympathikus“, der uns auf Angriff und Flucht vorbereitet. Die Folge: unser Stresshormonspiegel sinkt.
„Diese Wirkungen halten mindestens eine Woche lang an“, berichtet Professor Miyazaki in seinem Buch „Shinrin Yoku. Heilsames Waldbaden“. Auch die subjektiv abgefragten Informationen belegen eine positive Wirkung auf die Psyche der Waldbadenden: So gaben fast alle Probanden an, sich ruhiger, erfrischter und emotional stabiler zu fühlen und weniger Angstgefühle zu haben.
Fazit: Waldbaden wirkt sich signifikant positiv auf unser Nerven-, Hormon- und Immunsystem aus.
Kann man auch im Park „Waldbaden“?
Die japanische Forschergruppe wollte auch wissen, ob auch ein achtsamer Spaziergang in einem Park inmitten einer Großstadt ähnliche Effekte erzielen kann. Das Ergebnis: Auch dort konnte eine vermehrte Aktivität des parasympathischen Nervensystems gemessen werden, ebenso eine leicht niedrigere Pulsfrequenz sowie ein gesteigertes Gefühl von Wohlbefinden.
Einziger Wermutstropfen: Eine Erhöhung der Krebs bekämpfenden Killerzellen konnte bei den Probanden im städtischen Umfeld nicht nachgewiesen werden. Was höchstwahrscheinlich auf die fehlenden Terpene zurückzuführen ist.
Worin unterscheidet sich Waldbaden vom „normalen“ Waldspaziergang?
Bei einem „normalen“ Waldspaziergang geht es meist um die Bewegung selbst – und weniger darum, den Wald und sich selbst wahrzunehmen. Waldbaden ist das genaue Gegenteil davon: denn Waldbaden bedeutet, sich Zeit zu nehmen, langsam zu gehen, mit allen Sinnen den Wald zu erleben, neugierig zu entdecken, zur Ruhe zu kommen und komplett in die Natur des Waldes einzutauchen. Und dabei – tief zu atmen.
Wo kann ich Waldbaden?
Die Angebote im Wald zu baden nehmen immer weiter zu. Kaum ein Wellness-Hotel hat das achtsame Waldbaden nicht auf seinem Programm. Es gibt aber auch Angebote von Volkshochschulen, selbstständigen Waldbade-Therapeuten und auch immer mehr Forstämter bieten das heilsame Bad im Wald an. Wer beispielsweise in Deiner Nähe geführte Waldbade-Wanderungen anbietet, kannst Du unter anderem bei Netzwerk Waldbaden herausfinden.
Fazit
Ein achtsamer Waldspaziergang wirkt wie natürliche Medizin auf uns. Wer nach der japanischen Shinrin Yoku-Methode „Wald-badet“, profitiert gesundheitlich und psychisch noch wesentlich intensiver von der Heilkraft der Natur, als von einem Waldspaziergang. Also: nichts wie raus in den Wald, tief atmen und dabei ganz intensiv den Wald und sich selbst erleben!
Wer so ein Waldbad zunächst mal selbst ausprobieren will, der kann als Einstieg die kurze Waldbade-Anleitung hier ausprobieren.
Nützliche Links:
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