Stress: Was genau ist Stress eigentlich? Was bewirkt er in unserem Körper? Was sind typische Stresssymptome? Und was macht eine bestimmte Art von Stress für uns so gefährlich? Und: wie und in welchem Maße leidest Du selbst unter Stress? Antworten dazu gibt es hier. Sei gespannt!
Was ist Stress eigentlich? Eine Definition
Zunächst mal: Stress erleben wir alle mal. Er ist eine gesunde Antwort des Körpers auf Herausforderungen. Wenn wir all unsere Energie und Kraft brauchen, setzt unser Körper einen Schub an Hormonen und Botenstoffen frei, die die Herzfrequenz erhöhen und den Blutdruck ansteigen lassen. Diese „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“ lässt uns schon seit Urzeiten mit Bedrohungen fertig werden.
Woher kommt der Begriff „Stress“?
Wir alle verwenden den Begriff „Stress“ in unserem Alltag, zum Beispiel dann, wenn wir eine belastende Situation beschreiben wollen, in der wir unter Hektik, Druck, Frust, Ärger oder auch Angst standen.
„Stress“ geht auf das lateinische Wort „stringere“ zurück, was so viel wie „schnüren“ oder „zusammenbinden“ bedeutet.
Ursprünglich wurde der Begriff „Stress“ in der Physik, genauer: der Werkstoffkunde verwendet. Er beschreibt, wie stark sich ein Gegenstand unter einer bestimmten, vordefinierten Kraft verformt. Je stärker er dies tut, desto stärker steht er unter Stress.
Übertragen bedeutet das: Wie stark sich ein Mensch unter einer bestimmten Belastung anspannt, oder gar „verbiegt“, desto stärker steht er unter Stress.
Zum erstenmal verwendete der österreichische Biochemiker und Hormonforscher Hans Selye 1936 den Begriff „Stress“ in einem biologischen Zusammenhang: dem „Stressmodell nach Selye“, das auch heute noch als Grundlage vieler weiterer Forschungsansätze gilt.
Wie entsteht Stress?
Die Psychologie liefert in ihrer Definiton den Grund dafür, wie Stress entsteht: Stress entsteht, (vereinfacht dargestellt) in einer unangenehmen Situation, in der Menschen das Gefühl haben, dass ihre Ressourcen nicht ausreichen, um die wahrgenommenen Anforderungen zu bewältigen.
Von außen mag dieser Stress nicht unbedingt sichtbar sein, für den Betroffenen ist er aber spürbar. Denn die Anspannung führt zu messbaren körperlichen Reaktionen. Welche das sind und was sie so gefährlich macht, dazu gleich mehr.
Stress ist nicht gleich Stress: Eu-stress und Disstress
Soviel vorab: In kleinen Dosen ist Stress hilfreich, weil er uns zu Höchstleistungen verhelfen kann.
Sind wir voll konzentriert, motiviert und optimistisch, sprechen wir vom sogenannten „Eu-Stress„, den wir als positiv erleben. Dieser tritt auf, wenn wir uns zum Beispiel auf etwas freuen, Glücksmomente erleben oder uns herausgefordert fühlen. Diese Form von Stress hält uns fit und vital. Eu-Stress – sogar wenn er dauerhaft anhält – ist gesund für uns.
„Disstress“ dagegen ist „negativer Stress„: Wir erleben eine Situation dann nicht mehr als herausfordernd und motivierend, sondern fühlen uns von ihr überfordert oder bedroht.
Disstress erleben wir auch dann, wenn wir eine Situation für unsere Begriffe nicht „angemessen“ erledigen können. Wenn wir das Gefühl haben, dass wir versagen, dass uns alles über den Kopf wächst – und wir nichts mehr unter Kontrolle haben. Disstress kann uns dann komplett handlungsunfähig machen. Wir können nicht mehr klar denken – blackout.
Stehen wir unter negativem Stress, erleben wir keine positiven Emotionen mehr.
Chronischer Stress
Ungesund wird Stress vor allem dann, wenn wir nicht mehr von einem gewissen Stresslevel herunterkommen und uns nicht mehr entspannen können. Dauert diese Phase länger an, spricht man von „chronischem Stress„.
Sobald eine „stressige“ Situation vorbei ist, kehrt unser Körper normalerweise von selbst wieder in einen entspannten Zustand zurück. Doch in stressigen Zeiten, wenn ein Stressor auf den nächsten folgt, kommt unser Körper manchmal nicht mehr aus dem Alarmmodus heraus. Unser Stresslevel kann nicht mehr absinken und potentiert sich immer weiter.
Spätestens dann wird es Zeit für uns zu handeln, Pause zu machen und ganz aktiv zu entspannen, denn genau dieser „Daueralarm“ ist für uns extrem ungesund. Die WHO schätzt Stress deswegen sogar als eine der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts ein.
Wie reagiert der Körper auf Stress?
Wenn wir vor einer herausfordernden Situation stehen, ist in unserem Körper „Generalmobilisierung“ angesagt:
- Das Gehirn leitet Signale an die Muskeln weiter, die sich daraufhin anspannen.
- Die Nebennieren schütten sogenannte „Stresshormone“ wie Cortisol und Adrenalin aus.
- Daraufhin steigt der Blutdruck und das Herz schlägt schneller. Es gelangt mehr Blut in das Gehirn und zu den Muskeln, um sie maximal leistungsfähig zu machen.
- Der Atem wird flacher und beschleunigt sich, damit Gehirn und Muskeln mehr Sauerstoff zur Verfügung zu haben.
- Der Körper gibt zusätzlich Zucker ins Blut ab, was für zusätzliche Energie sorgt.
Diese Reaktion macht uns kurzfristig maximal leistungs- und handlungsfähig.
Doch sie hat noch weitere Folgen: Wir können beispielsweise nicht mehr so gut denken und nehmen in erster Linie nur noch die Dinge wahr, die wir bereits kennen. Neues bleibt uns also verborgen.
Auch wichtige regenerative Prozesse, wie Verdauung, das Bedürfnis nach Schlaf und die Nahrungsverwertung werden gedrosselt.
Woher kommt die Stressreaktion?
Die „Stressreaktion“ genannte „Mobilisierung“ unseres Körpers ist evolutionär bedingt. Bereits seit Jahrtausenden bereiten wir uns so auf einen möglichen Kampf oder eine Flucht vor (fight or flight response). Die Stressreaktion sicherte also bereits vor Urzeiten unser Überleben. War die Gefahrensituation vorbei, konnten wir uns wieder entspannen und regenerieren. Heute jedoch – sieht das oft anders aus.
Wann wird Stress gefährlich?
Hält die „Stressreaktion“ nämlich für längere Zeit an, kann das zu körperlichen und psychischen Schäden führen. Langfristig können sogar „Stressfolgekrankheiten“ entstehen – und davon gibt es leider sehr viele.
Die Folgen von chronischem Stress
Viele Menschen schwitzen bei akutem Stress, sind zittrig oder haben einen flauen Magen. Das vergeht meist schnell, wenn sich die Situation wieder entspannt.
Wird Stress aber chronisch, macht sich das oft durch Energielosigkeit, Müdigkeit und Reizbarkeit bemerkbar.
Häufig stellen sich bei Dauerstress auch Schlafstörungen ein. In der Folge leiden viele unter Konzentrationsproblemen und haben Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken. Bei manchen zeigt sich chronischer Stress auch durch Hautprobleme.
Wie Du bereits weißt, erhöht sich bei Stress der Blutzuckerspiegel. Dieser wird normalerweise durch Insulin, dass die Bauchspeicheldrüse produziert, wieder gesenkt. Doch bei Dauerstress kann die Bauchspeicheldrüse soviel produzieren wie sie will, der Blutzuckerspiegel bleibt erhöht. Unsere Zellen werden insulinresistent, die Bauspeicheldrüse macht schlapp und in der Folge kann es zu Übergewicht (mit all seinen Folgen) und Diabetes Typ 2 kommen.
Und es gibt noch einen weiteren Effekt, der sich auf unser Gewicht auswirkt: ein hoher Cortisolspiegel führt auch zu Heißhungerattacken (meist auf Fettes und Süßes) und kann unsere natürlichen „Appetitzügler“ ausbremsen. Wir essen also – ohne satt zu werden und legen weiter an Gewicht zu. Zwei Effekte, die sich gegenseitig verstärken.
Hohe Cortisolspiegel sorgen obendrein dafür, dass sich besonders das gefährliche viszerale Bauchfett bildet, das entzündliche Stoffe produziert.
Unser Körper muss daraufhin dauerhaft gegen diese Entzündungen ankämpfen, was das Immunsystem erschöpfen kann. Und: Entzündungen gelten als Vorläufer von vielen (schweren und chronischen) Krankheiten.
Cortisol sorgt außerdem dafür, dass wir weniger Serotonin, also eines unserer Glückshormone produzieren können. Wer gestresst ist, hat deswegen oft schlechte Laune, kann schlechter ein- und durchschlafen und kann im schlimmsten Fall depressiv werden und Angststörungen entwickeln.
Bleibt der Blutdruck und die Herzfrequenz durch den chronischen Stress dauerhaft erhöht, kann das unser Herz-Kreislaufsystem belasten und in der Folge zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen.
Weitere typische Stressfolgekrankheiten sind (unter anderem) Depressionen, Schlaflosigkeit, Tinnitus, chronische Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Asthma, Autoimmunkrankheiten und das Burn-Out-Syndrom.
Soviel zu der (unvollständigen) Liste.
Wohlgemerkt: Das sind alles Folgen, die durch Stress entstehen können, aber nicht müssen! Wenn wir rechtzeitig gegensteuern.
Ich will Dich mit dieser Liste nicht noch zusätzlich stressen. Nur soviel möchte ich deutlich machen: Stress kann unseren gesamten Körper – und auch unsere Psyche enorm belasten. Stressymptome sollten wir deshalb keinesfalls ignorieren.
Woran erkenne ich, dass ich gestresst bin? Typische Stresssymptome
Zu den oben genannten Krankheiten muss es nicht kommen. Unser Körper sendet uns frühzeitig Signale. Wenn wir diese beachten – und entsprechend darauf reagieren (Wie, erfährst Du hier auf der Wohlfinderei in den nachfolgenden Artikeln), können wir wirksam gegensteuern. Ob Du selbst unter Stress leidest, können Dir auch die beiden folgenden Listen zeigen.
Hier kommen zwei Listen von typischen Stresssymptomen. Diese sind unter anderem:
Auf der körperlichen Ebene
- Verspannungen im Körper,
- Rücken- und Nackenschmerzen,
- Spannungskopfschmerzen, Migräne
- Bluthochdruck, Herzrasen,
- Ein- und Durchschlafprobleme,
- Magen- und Verdauungsbeschwerden, Sodbrennen, Durchfall,
- Gewichtszunahme (vor allem um die „Mitte“ herum),
- Stoffwechselprobleme,
- chronische Entzündungen,
- Autoimmunerkrankungen,
- Konzentrationsprobleme, Gedächtnisprobleme.
um nur einige zu nennen.
Auf der psychischen Ebene:
- Ängstlichkeit ohne bestimmten Grund,
- Wut,
- Gereiztheit,
- Unsicherheit,
- Nervosität
Auch negatives Verhalten, wie zu schnelles Autofahren, übermäßiges Essen, Trinken, Rauchen und Suchtmittelmissbrauch können stressbedingt sein.
Wenn Du Dich in dem einen oder anderen Punkt widerfindest, kann es sein, dass auch Du unter zu viel Stress leidest. Doch keine Sorge, es gibt wirksame Mittel, mit denen Du ihn wieder loswerden kannst. Werde aktiv – präventiv!
Eins steht fest: chronischer Stress erschöpft uns – und kann uns langfristig sogar ernsthaft krank machen. Die gute Nachricht ist, wir können aktiv etwas dagegen tun. Hier auf der Wohlfinderei findest Du viele Tipps und handfeste Informationen dazu, wie Du mit Stress besser umgehen und Dich ganz aktiv entspannen kannst. Hintergründe, Tipps und Inspiration kommen von mir – einer von der IHK „ausgezeichneten“ Stressmanagerin.
Stress raus – Wohlbefinden rein!
Finde einfach – was Dir wohltut – auf der Wohlfinderei!
Deine Wohlfinderei
Was kannst Du gegen Stress tun?
Wie Du gesehen hast: Es ist extrem wichtig, regelmäßig Stress abzubauen, damit er nicht chronisch wird. Wenn Du Dich nun fragst, wie Du aus der Stressspirale aussteigen und wieder in einen entspannten Zustand zurückkehren kannst, kommen hier einige Tipps:
Eine Möglichkeit zu entspannen ist – zu meditieren, siehe: Was bringt Meditation. Meditation bewirkt nachweislich das Gegenteil einer Stressreaktion, nämlich eine Entspannungsreaktion.
Gerade im Bereich der Achtsamkeit gibt es einige der wirksamsten Methoden, die nachweislich Stress reduzieren können.
Wenn Dir Yoga, Meditation und co. allerdings nicht zusagen, sieh Dich einfach im Bereich „Wohltaten“ um. Dort findest Du zahlreiche weitere Entspannungstechniken, die auch ganz ohne „Ommm“ auskommen.
Bereits eine ganz bewusste Pause, eine Auszeit nur mit Dir selbst, kann schon helfen.
Natürlich trägt auch ein gesunder Lebensstil dazu bei, uns gegen Stress zu wappnen. Mit einer gesunden, ausgewogenen Ernährung, viel Bewegung und ausreichend Schlaf können wir unsere Ressourcen aufbauen und widerstandsfähiger werden.
Auch ein Mindset, wie es beispielsweise die Positive Psychologie, die „Wissenschaft des glücklichen, gelingenden Lebens“ erforscht hat, könnte Dich inspirieren.
Wenn Dich Bücher rund um all diese Themen interessieren, wirst Du bei „Mindset“ fündig.
Sollte der Stress bei Dir in erster Linie im Job auftreten, dann ist work and life der Bereich, in dem Du Dich umsehen kannst. Dort stelle ich viele Techniken vor, mit denen Du in Zukunft ganz effektiv und produktiv – Deine Arbeit bewältigen kannst: Zeit- und Selbstmanagementtipps, damit mehr Zeit für Dich und Deine Lieben bleibt.
Du möchtest am liebsten sofort etwas gegen den negativen Stress in Deinem Leben tun? Gut, dann gehts direkt los! Der nächste Artikel dreht sich gleich mal um Deine persönlichen Stressoren.
Hast Du sie erstmal identifiziert und weißt genau, was Dich regelmäßig auf die Palme bringt, kannst Du ganz aktiv etwas dagegen tun!
Also: Packen wir die Lupe aus!
Ich wünsche Dir schon mal – eine stressfreie Zeit!
Weitere interessante Artikel zum Thema:
- Wie Stress bei Dir erst garnicht aufkommt, liest Du auch hier: Stress verhindern – 10 Tipps wie Dir das bei der Arbeit und im Alltag gelingt.
- Einen interessanten Artikel dazu, warum wir uns in unserer heutigen Zeit überhaupt so gestresst fühlen, ist dieser hier: Ein Hobby kann dein größter Glückshelfer sein.
- Und wenn Du auch Deinen Lieben eine stressfreie Zeit schenken möchtest: Anti-Stress Geschenke: Diese Geschenke helfen zu entspannen
Quelle:
Mehr zum Thema Stress findest Du auch auf dieser Seite der Mayo Clinic. Die renommierte Klinik hat natürlich auch einige Tipps zur Stressbewältigung für uns.
Dieser Artikel, genauso wie alle anderen auf der Seite „Wohlfinderei“, dienen lediglich der Information und ersetzen keinesfalls eine medizinsche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Solltest Du unter chronischem Stress, seinen Folgekrankheiten oder anderen Beschwerden leiden, wende Dich bitte immer an einen Arzt. Lies dazu auch gerne den Disclaimer – Gesundheitshinweis.