Wer gerade schlechte Laune hat, unkonzentriert ist, oder sich schlapp fühlt, sollte es mal mit singen versuchen! Denn sobald wir erstmal unseren Lieblingssong anstimmen, hebt sich unsere Laune und unser Kreislauf gleich mit – das ist sogar wissenschaftlich erwiesen! Und das Beste: um von den positiven Effekten des Singens zu profitieren, müssen wir nicht mal gut singen können! Selbst wenn wir keinen einzigen Ton treffen – bringt uns Singen deutlich besser drauf!
Wir kennen es alle. Wir sind im Auto unterwegs, es läuft einer unserer Lieblingssongs und wir können nicht anders, als aufzudrehen und aus vollem Hals mitzusingen. Für einige Minuten sind unsere Sorgen wie weggeblasen, wir fühlen uns frei und fröhlich. Singen hat etwas Magisches!
Mit Singen lässt sich unser Wohlbefinden steigern – und zwar ganzheitlich. Denn: Singen ist gesund und macht uns nachweislich glücklich! Obendrein verbessert es unsere Haltung, stärkt unsere Abwehrkräfte und bringt auch noch unseren Stoffwechsel auf Touren – um nur einige Benefits zu nennen! Kurz – Singen ist eine echte Wohltat! Welche weiteren unglaublichen positiven Auswirkungen Singen hat – liest Du hier.
Welche gesundheitlichen Vorteile bringt es zu Singen?
- bringt den Kreislauf auf Touren
- massiert die inneren Organe
- regt den Stoffwechsel an
- sorgt für bessere Durchblutung
- aktiviert die Verdauung
- erhöht die Konzentrationsfähigkeit
- verbessert die Körperhaltung
- stärkt das Immunsystem
- verbessert den Schlaf
- baut Stress ab
- wirkt lebensverlängernd
- hemmt Krebswachstum
- hebt den Glückshormonspiegel
Singen aktiviert das Herz-Kreislauf-system
Singen wirkt auf den Körper wie Dehnübungen oder eine leichte sportliche Trainingseinheit. Bereits 15 Minuten bewusstes, lautes Singen reichen aus, um das Herz-Kreislauf-System auf Touren zu bringen.
Wenn Du beim Singen darauf achtest, tief „in den Bauch“ zu atmen, was auch alle professionellen Sänger tun, massierst Du damit Deinen kompletten Oberkörper – von innen. Bei jedem tiefen Atemzug senkt sich das Zwerchfell und drückt die darunter liegenden Organe nach unten. Die Lunge weitet sich aus, die Sauerstoffsättigung erhöht sich und der Kreislauf kommt in Schwung. Diese tiefe Atmung belüftet obendrein die Lungenflügel, die sich weiten und reinigen können.
Beim Ausatmen, bzw. Intonieren eines Tons, wandert das Zwerchfell wieder nach oben und eine Art Sog entsteht. Das wiederum bewirkt, dass Blut aus dem Unterkörper leichter zum Herzen zurückfließen kann. Um einen Ton zu halten, muss die Luft langsam und gleichmäßig aus den Lungen strömen – meist deutlich langsamer, als beim „normalen“ Atmen – und das kräftigt die Lungen und bringt den Kreislauf auf Touren. Wenn Du mehr über das Atmen und Atemübungen nachlesen willst, hier gehts zum Artikel: Richtig atmen – 3 wirksame Übungen.
Unterm Strich kann man sagen, dass wir beim Singen deutlich öfter und tiefer atmen als gewöhnlich. Das allein kurbelt den Stoffwechsel an, der Blutdruck kann sich stabilisieren, Organe und Gehirn werden besser durchblutet und wir können uns besser konzentrieren.
Singen baut Stress ab
Musik wirkt positiv auf das vegetative Nervensystem. Das vegetative Nervensystem ist der Teil des Nervensystems, der automatische Abläufe im Körper, wie Atmen, Herzschlag und Verdauung regelt. In diesem System gibt es zwei Gegenspieler, den Sympathikus und den Parasympathikus. Der Sympathikus ist immer dann aktiv, wenn wir unter Stress und Druck stehen. Durch ihn werden Atem- , Herzfrequenz und Blutdruck erhöht. Der Parasympathikus sorgt als Gegenspieler für Beruhigung und Entspannung.
Bei einem gesunden Menschen sind Sympathikus und Parasympathikus im Gleichgewicht. Wenn wir uns zu wenige Pausen und Entspannung gönnen, gerät das System aus der Balance. Singen und tiefes Aus- und Einatmen aktivieren den Parasympathikus und machen uns deshalb ruhiger und entspannter: Der Blutdruck sinkt, der Puls wird langsamer und die Muskulatur entspannt sich.
Singen stärkt unser Immunsystem
Beim Singen werden unsere Abwehrkräfte gestärkt, das belegt eine Studie des Instituts für Musikpädagogik der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Gunter Kreutz untersuchte zusammen mit Psychologen und Medizinern Speichelproben von Kirchenchormitgliedern. Nach der Chorprobe war die Anzahl der Immunglobuline A (IgA) stark gestiegen.
Immunglobuline A sind Eiweiße, die zum Immunsystem des Körpers gehören. Sie bilden an den Schleimhäuten einen Schutz gegen Krankheitserreger. Wenn die Chormitglieder dagegen die Musik nur von Band hörten, blieb die Anzahl der Antikörper unverändert. Die Bewegungen, die wir beim Singen durchführen fördern also die Bildung von Immunglobuline A. So stärkt Singen das Immunsystem und kann auch vor Erkältung und anderen Krankheiten schützen.
Singen macht uns glücklich
Dass Singen die Stimmung verbessert und glücklich macht, wurde in mehreren Untersuchungen nachgewiesen. Beim Singen werden körpereigene Glückshormone ausgeschüttet. Endorphin, Serotonin, Dopamin und Adrenalin werden freigesetzt und unser Glückslevel hebt sich. Zeitgleich werden Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin abgebaut.
Schon nach dreißig Minuten Singen produziert unser Gehirn Oxytocin, das sogenannte Kuschel- oder Bindungshormon. Dieses wird auch bei der Geburt eines Kindes, beim Stillen, beim Streicheln oder beim Sex ausgeschüttet. Wir bauen beim Singen eine innige Beziehung zu den Mitmusikern auf. Deshalb hat das Singen im Chor auch eine noch positivere Wirkung auf unser Gemüt als alleine zu Singen.
Zusätzlich wird beim Singen die Zirbeldrüse stimuliert und Melatonin ausgeschüttet. Melatonin bewirkt einen besseren Schlaf und eine Krebsprophylaxe, denn es hat einen tumorhemmenden Effekt.
Singen steigert nachweislich das allgemeine Wohlbefinden
Forscher haben Beweise dafür gefunden, dass Musik und Singen unser allgemeines Wohlbefindens verbessern können. In einer Studie aus dem BMJ Supportive & Palliative Care aus dem Jahr 2019 wurden Menschen untersucht, die in den fünf Jahren zuvor einen Trauerfall zu beklagen hatten. Die Probanden nahmen weder Medikamente gegen Angst oder Depression ein, noch waren sie in psychologischer Therapie. Das einzige, was sie taten – war singen!
Die Hälfte der Teilnehmer nahm 12 Wochen lang wöchentlich 90 Minuten lang an einer Chorprobe teil, um zu singen und Kontakte zu knüpfen. 24 Wochen nach Beginn der Studie waren die Depressionssymptome und das allgemeine Wohlbefinden in der Chorgruppe stabiler und auch das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit waren besser, als die der Kontrollgruppe. Und zwar signifikant! Bei den Teilnehmern der Kontrollgruppe, die nicht sangen hatten die depressiven Symptome zugenommen, das allgemeine Wohlbefinden war gesunken, genauso wie deren Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit.
Singen verlängert das Leben
Menschen, die singen, leben länger. Das haben Forscher in den 90er-Jahren bewiesen. Sie untersuchten rund 12 000 Menschen aller Altersgruppen und stellten tatsächlich fest, dass Mitglieder von Chören und Gesangsgruppen eine signifikant höhere Lebenserwartung haben als Menschen, die nicht singen.
Fazit
Ob im Auto, auf dem Weg zur Arbeit, beim Betten machen oder unter der Dusche, wir sollten das Singen zu einer Routine machen, um mehr von den enormen positiven Effekten zu profitieren! Wer nicht ganz textsicher ist, kann es auch mit Summen versuchen. Summen schont obendrein die Stimmbänder und erzeugt wohltuende Vibrationen im Körper – und: auch jedes instrumentale Stück lässt sich mitsummen.
Singen ist nur eine von vielen Möglichkeiten, wie wir unser Wohlbefinden steigern können. Wenn Dir Singen keinen Spaß macht, versuche es mit Meditation, Yoga oder langen Spaziergängen – Hauptsache Du findest eine Gewohnheit, die Dir Spaß macht und zu Dir und Deinem Leben passt!
Quelle:
Fancourt D, Finn S, Warran K, Wiseman T. Group singing in bereavement: effects on mental health, self-efficacy, self-esteem and well-being. BMJ Supportive & Palliative Care. Published online June 26, 2019. doi:10.1136/bmjspcare-2018-001642
Noch mehr Dinge, um Dein Wohlbefinden zu steigern – findest Du hier:
- Malen – die nachhaltig wirksame Anti-Stress-Therapie
- Stricken macht glücklich und gelassen
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- Pleasure Walk – Der Genuß von Schönheit
- Die „Waldbade-Anleitung“