Was ist Yoga?
Yoga, so wie wir es vordergründig als reines Fitnessprogramm kennen, ist natürlich eine gute Methode, um uns gesund, gelenkig und fit zu halten. Doch beim Yoga geht es nicht nur darum, den Körper zu trainieren, sondern auch unseren Geist und unsere Seele zu schulen.
Hinter Yoga steckt eine 5000 Jahre alte spirituelle Lehre, die sowohl eine Lebens-, eine Denk-, als auch eine Handlungsweise umfasst. Ihre Wurzeln sind bis heute unter anderem in der buddhistischen und hinduistischen Lehre zu finden und werden dort auch heute noch praktiziert. Beim Yoga geht darum, einen besseren Umgang mit uns selbst und anderen zu finden, achtsamer zu sein und ganz allgemein zu einem gesunden und sinnerfüllten Leben zu gelangen.
Das Wort Yoga kommt aus dem Sanskrit und bedeutet „Vereinigung“. Yoga ist eines der sechs Systeme (darshans) der indischen Philosophie. Die Yogalehre geht davon aus, dass unser Geist (purusha) in Unwissenheit und Verblendung gefangen ist. Der Weg des Yoga soll es den Praktizierenden ermöglichen, diesen Schleier Stück für Stück, ähnlich wie Zwiebelschalen abzulegen, um wieder in den ursprünglichen Zustand des reinen, klaren Bewusstseins zurückzukehren (remember: Yoga bedeutet Vereinigung).
Der Weg dahin wird im Yogasutra, oder genauer, im achtgliedrigen Pfad beschrieben.
Das Yogasutra – Der Leitfaden der spirituellen Yogalehre
Das Yogasutra ist eines der Standardwerke des Yoga. Der kurze Grundlagentext, der lediglich aus 195 Versen besteht, bringt die spirituelle Philosophie des Yoga auf den Punkt. Er ist eine Art ethischer, moralischer und praktischer Leitfaden des Lebens, der die Weisheiten der Lehre zusammenfasst. Ziel eines jeden Yogi ist es, mit Hilfe dieser Lehren zur Erleuchtung zu gelangen. Doch auch für uns „Nichtpraktizierende“ hat Yogi einen enormen Wert.
Worum geht es bei „Yogasutra“ und wer hat es geschrieben?
Niedergeschrieben wurde das Yogasutra von einem Gelehrten namens Patanjali, der seither als „Vater“ des Yoga gilt. Laut der Yogalehre besteht unser Wesenskern aus reinem Bewusstsein, auch „purusha“ genannt. Diese „Urseele“ ist frei von allem Wollen, Denken und Streben, doch leider gibt es einige irdische Kräfte, die uns laut der altindischen Weisheitslehre davon abhalten wahres Glück zu erfahren: Die 5 Leidenskräfte des Lebens.
Die fünf Leidenskräfte des Lebens
Laut des Yogasutra sind es diese 5 Kräfte („kleshas“), die Leid verursachen:
- Unwissenheit
- Egozentrik
- Angst
- Abneigung
- Anhaftung
Der Yogalehre zu Folge können wir uns von diesen Kräften befreien, indem wir einem 8-stufigem Plan folgen, genauer: dem achtgliedrigen Pfad.
Der Achtgliedrige Pfad – In 8 Stufen mit der Yogalehre zu mehr Lebensglück
Der Achtgliedrige Pfad besteht zusammengefasst aus vier unterschiedlichen Bereichen: Ethisch-moralischen Prinzipien, körperlichen Übungen, bewusster Atmung und Meditation.
- In den Yamas und Niyamas, sind ethische Prinzipien beschrieben, die den Geist reinigen sollen.
- Asanas, sind körperliche Übungen, also das, was wir gemeinhin unter Yoga verstehen. Sie sollen Geist und Körper auf die Meditation vorbereiten, damit wir möglichst lange konzentriert und bequem sitzen können.
- Bei den Übungen des Pranayama geht es um bewusstes Atmen. Die Übungen sollen unter anderem die nötige Energie liefern, um die Konzentration in der Meditation zu erhöhen.
- Und schließlich folgen drei Stufen der Meditation, Pratyahara, Dharana und Dhyana, um zum 8ten und finalen Zustand – Samadhi zu gelangen.
Der Weg des achtgliedrigen Pfads
Der achtgliedrige Pfad – Schritt für Schritt erklärt
1. Yama – Der Umgang mit dem Außen – Zurückhaltung
Yama ist das erste der acht Glieder des Pfads. Es beschreibt den Umgang mit unserer Umwelt und unseren Mitmenschen. Die Yogalehre kennt hierfür fünf ethische und moralische Grundsätze. Zusammenfassen könnte man sie vielleicht am besten mit dem Motto: „Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ Übrigens ganz ähnlich dem, wie man es auch aus anderen spirituellen Schriften, Philosophien und Religionen kennt.
– Nicht-Verletzen – Ahimsa
Im Sanskrit bedeutet die Vorsilbe a „nicht“, während himsa „schaden, verletzen, töten oder Gewalt anwenden“ bedeutet. Ahimsa ist der erste der moralischen Grundsätze und heißt übersetzt Gewaltlosigkeit. Die Yogalehre besagt, dass dies der Schlüssel für harmonische Beziehungen ist. Mit Gewaltlosigkeit ist dabei nicht nur körperliche, sondern auch seelische Gewalt gemeint und bezeiht sich auf alles Leben auf der Erde. Das bedeutet beispielsweise auch, einen achtsamen Umgang mit der Natur, allen Tieren und Pflanzen zu pflegen.
Tipp: Die Yogasutras schlagen vor, mitfühlend, verständnisvoll und verzeihend zu sein. Und das sowohl anderen als auch uns selbst gegenüber. Gläubige Yogis beispielsweise verzichten auf Fleisch – eine gewaltfreie Art, sich zu ernähren. Man kann Yama aber auch so interpretieren, dass man sich selbst gegenüber gewaltfreier wird, zum Beispiel, indem man selbstzerstörerisches Verhalten ablegt und stattdessen besser auf sich achtet und mehr Selbstliebe kultiviert. Wer sich das Prinzip der Gewaltlosigkeit vollständig bewusst macht, gelangt laut der spirituellen Lehre zu einem tiefen inneren Frieden und lebt im Einklang mit sich und allem Leben.
– Satya, die Wahrhaftigkeit
Das Wort Sat bedeutet im Sanskrit „das, was existiert, das, was ist“. Satya wiederum bedeutet „Wahrhaftigkeit“ oder auch „Ehrlichkeit“ – Es geht darum, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind und nicht so, wie wir sie gerne hätten. Dieses Yama besagt, dass wir die eigentliche Motivation hinter unseren Gedanken und Handlungen erkennen sollen. Was genau damit gemeint ist, kannst Du auch hier nachlesen: Karma – Wie Du die jahrhundertealte Lehre für Dein Glück nutzen kannst.
Tipp: Laut der Yogalehre sollten wir freundlich, mitfühlend und wahrhaftig mit anderen – und auch mit uns selbst sein. Lügen, üble Nachrede oder Klatschgeschichten schaden nicht nur anderen, sondern am Ende auch uns selbst, weil sie uns laut der Yogalehre daran hindern, unseren Geist zu reinigen.
Auch Ängste und negative Emotionen kommen häufig von außen und sind nicht wirklich „real“. Die Wissenschaft nennt es „katastrophierendes Denken“. Das zu erkennen und stoppen zu lernen, um diese negativen Gedanken zu betrachten und zu analysieren, gehört ebenfalls zu „Satya“. Wie das gelingen kann, kannst Du unter anderem hier erfahren: Achtsamkeit.
– Asteya – „nicht stehlen“
Das Wort steya bedeutet „Stehlen“. Wenn es mit der Vorsilbe „a“ kombiniert wird, ergibt sich das dritte Yama, „Asteya“: Nicht-Stehlen. In diesem Yama geht es ganz offensichtlich darum, dass wir niemandem etwas wegnehmen sollen. Doch es geht nicht nur um materielle oder ideelle Werte, die wir nicht stehlen sollen. Auch Unpünktlichkeit, also anderen die Zeit zu stehlen, fällt beispielsweise darunter.
Etwas weiter gefasst bedeutet „Asteya“ auch, dass wir uns nicht auf Kosten anderer bereichern sollen, indem wir z.B. billige Nahrungsmittel kaufen und auf Schnäppchenangebote reinfallen. Denn irgendjemand muss die Rechnung für das 1 Euro T-Shirt bezahlen.
Tipp: Statt zu stehlen und uns auf Kosten anderer, inklusive der Umwelt, zu bereichern, sollten wir häufiger versuchen etwas zu geben und großzügig zu sein. Egal ob Geld für einen guten Zweck zu spenden, nachhaltig wirtschaftende Unternehmen zu unterstützen, einen Baum zu pflanzen, oder jemandem unsere Hilfe anzubieten. Den Sinnspruch „Geben ist seliger als nehmen“ – kennt die Yogalehre offensichtlich schon seit 5000 Jahren.
– Brahmacharya – Mäßigung der Begierden
Die wörtliche Übersetzung von Brahmacharya ist „Wandeln im Gottesbewusstsein“. Es geht darum zu lernen, nicht jedem Verlangen nachzugeben, oder jedem Impuls zu folgen. Auf diese Weise würden wir uns frei machen von Abhängigkeiten und Begierden, so die Weisheitslehre. Wenn der Geist erst frei von Begierden sei, werde kurzes sinnliches Vergnügen durch tiefe innere Freude ersetzt.
Tipp: Beispielsweise nicht jedem Kauf- oder Konsumimpuls nachzugeben, kann uns dabei helfen, mehr auf die wichtigen Dinge des Lebens zu achten. Und ganz nebenbei – schont es auch noch die Umwelt. Man kann es aber auch in einem noch größeren Zusammenhang sehen: auch die Impulskontrolle der Emotionen, der Worte und der Gedanken gehören dazu.
– Das letzte Yama ist Aparigraha, die „Genügsamkeit“
Graha heißt übersetzt „ergreifen“ und pari bedeutet „Dinge“: Aparigraha bedeutet demnach „nicht nach Dingen greifen“. Bei diesem Yama geht es darum, eine gesunde Beziehung zu all den materiellen Dingen zu entwickeln, die wir unser Eigen nennen – und nicht an ihnen „anzuhaften“.
Eine Yoga-Weisheit besagt: „Alle Dinge der Welt sind Dein, um sie zu benutzen, aber nicht um sie zu besitzen.“ Das ist die Essenz von aparigraha. Wann immer wir besitzergreifend werden, besitzen die Dinge uns. Wir halten an ihnen fest – und wollen im Zweifelsfall – immer mehr. Wenn wir sie dagegen gut gebrauchen und sie genießen können, weder zuviel noch zu wenig haben und uns nicht über sie definieren, bedeutet das Freiheit.
Tipp: Die Lehre des Yoga rät dazu, unsere Einstellung gegenüber unserem Besitz regelmäßig zu überprüfen. Besitzen wir mehr, als wir brauchen? Können wir uns von Dingen nicht trennen? Muss es wirklich noch das 10te Paar Jeans sein? Und wird sich unser Leben wirklich um so viel verbessern, wenn wir endlich dieses tolle Auto, Haus, etc. besitzen?
Yoga is the journey of the self, through the self, to the self.
Bhagavad Gita
2. Niyama – Der Umgang mit uns selbst – Disziplin
Während die Yamas sich hauptsächlich mit „äußeren Einflüssen“ beschäftigen, geht es bei den Niyamas um das „Innen“, also um den Umgang mit uns selbst.
– Sauca steht für die innere und äußere Reinheit und Sauberkeit
Dieses Niyama bezieht sich sowohl auf den Körper, als auch auf den Geist und unsere Sprache. Es geht darum, sowohl unseren eigenen Körper, als auch unsere Umgebung aufgeräumt und sauber zu halten. „Geist“ bezieht sich auf die Art unserer Gedanken, die wir frei von destruktiven Aspekten halten sollten und „Sprache“ bezieht sich auf die Verantwortung, die jedes von uns gesprochene Wort hat – sowohl in der Wirkung, als auch im Sinne der dahinterliegenden Absicht.
Tipp: Egal wie wir „Reinheit“ in die Tat umzusetzen: Zum Beispiel, indem wir unseren Körper „rein halten“, den Kleiderschrank ausräumen und entrümpeln, negative Gedankenschleifen durch positive Affirmationen ersetzen oder in Zukunft auf abfällige Kommentare verzichten – „Sauca“ wird den Umgang mit uns selbst verbessern, indem es uns „reinigt und klärt“, wie die Lehre besagt.
– Santosha steht für das Praktizieren von Zufriedenheit, Akzeptanz und Optimismus.
Bei dem Punkt Zufriedenheit geht darum, dankbar zu sein für das, was man hat und nicht zu jammern über das, was man alles nicht hat. Akzeptanz meint, auch unbequeme Wahrheiten und Ängste zu akzeptieren und sie anzunehmen. Und Optimismus bedeutet, trotz vieler Widrigkeiten, die jedem von uns im Laufe des Lebens begegnen, den Mut und die Hoffnung nicht zu verlieren.
Tipp: Ein guter Anfang wäre es, wenn wir uns Dinge schneller eingestehen könnten. Selbst wenn es um kleine Schritte geht: Stehen wir einfach dazu, dass wir beispielsweise dieses Wochenende etwas mehr Ruhe brauchen, um uns zu erholen. Oder erkennen wir an, dass wir jemandem Unrecht getan haben und sprechen uns mit ihm aus. Schreiben wir uns einen Brief, indem wir uns selbst bei uns bedanken. Das alles ist mit „Santosha“ – Zufriedenheit, Akzeptanz und Optimismus im Leben gemeint.
– Tapas bedeutet Selbstdisziplin und Ausdauer.
Dieses Niyama ist zwar erstmal relativ einfach umzusetzen, aber manchmal schwierig beizubehalten. Doch: Ohne Tapas ist Yoga nicht möglich. Genauer gesagt, ist es die Voraussetzung des Yogawegs: Disziplin und Ausdauer. Diese Yamas zu trainieren, kann natürlich auch in anderen Bereichen des Lebens weiterhelfen. Beispielsweise, um Ziele zu erreichen.
Tipp: Beginne mit kleinen Einheiten. Schon 5 Minuten am Tag zu meditieren, oder eine Asana-Position zu üben ist ein Anfang, der viele positive Auswirkungen hat. Mit der Zeit wird daraus eine Routine, die Dein Leben in eine gesunde und gelassenere Richtung bringen kann. Und falls Du mal keine Zeit hast – einfach am nächsten Tag weiter machen. Motivation gefällig: Welche unglaublichen Vorteile Meditation hat.
– Svadhyaya bezeichnet das Selbststudium und das Studium der heiligen Schriften.
Durch das Studium unserer selbst soll es uns möglich werden, uns selbst zu hinterfragen, unsere Leid verursachenden Verhaltensmuster wie Unwissenheit, Egozentrik, Angst, Abneigung und Anhaftung zu erkennen und sie nach und nach aufzulösen. Neben dieser „Innenschau“ gehört für gläubige Yogis auch das Studium der heiligen Schriften zu Svadhyaya.
Laut der Yogalehre können uns Selbsterkenntnis und reflektiertes Handeln dabei helfen, die „Störfaktoren im Geist“, wie Pantanjali sie nennt, wahrzunehmen und zu überwinden. Ziel ist es, die Ursache unseres Leids zu erkennen, um uns selbst wieder näher zu kommen und zu mehr innerer Freiheit zu finden.
Tipp: Als kurzes Morgenritual könntest Du Dir einige Sätze aus einem spirituellen Text, oder ein schönes Zitat herauspicken und einige Minuten darüber meditieren. Während des Tages kannst Du überprüfen, welche Bedeutung dieses Zitat für Dich hat und am Abend Deine Erfahrungen in ein Tagebuch schreiben.
– Isvarapranidhana, Hingabe, sich Gott ergeben.
Obwohl es viele Religionen und Definitionen von Gott gibt, ist das göttliche Prinzip nahezu universell. Selbst Atheisten glauben häufig an eine Kraft, die größer ist als sie selbst. Ob man diese Kraft nun universelle Energie, Urkraft, Einheit, Liebe, Licht oder eben Gott nennt, spielt eigentlich keine Rolle. Sich dieser allumfassenden Kraft bewusst zu sein – dagegen schon. Es geht bei Isvarapranidhana darum, eine Beziehung zu allem Göttlichen herzustellen und zu erkennen, dass wir ein Teil davon sind.
Tipp: Um die Schöpfung oder auch das Göttliche zu erfahren, ist der eine am liebsten in der Natur, andere hören lieber spirituelle Musik, und wieder andere besuchen ihren Kraftort, an dem sie auftanken können.
Die Yogalehre besagt: Das schöpferische Prinzip, das hinter allem Leben steckt, immer wieder intensiv zu erfahren und sich diesem Gefühl hinzugeben, ist Isvarapranidhana. Der Yogaweg lädt dazu ein, häufiger Spiritualität zu praktizieren. Sich Gott, oder dem göttlichen Prinzip nahe zu fühlen, wird in fast allen Religionen mit Glück gleichgesetzt.
3. Asana – Die Körperhaltungen im Yoga
Unter Asanas versteht die Yogalehre die Körperhaltungen im Yoga.
Zu den Körperhaltungen gehören Sitzen, Stehen, Liegen und auch Gehen. Asana bedeutet wörtlich übersetzt „in Ruhe sitzen“. Alle Positionen dienen dazu, den Körper auf das Sitzen in der Meditation vorzubereiten und den Geist zu entspannen. Asanas erzeugen Energie, die auch nach einer Yogaeinheit noch anhält. Savasana, die Entspannung am Ende einer Yogaeinheit, soll dabei helfen, die erzeugte Energie im Körper zu speichern.
Tipp: Um die Asanas richtig ausführen zu können, macht es Sinn erstmal einige Stunden bei einem professionellen Lehrer:in zu nehmen. Damit senkst Du nicht nur das Verletzungsrisiko, sondern kannst auch die heilsame Wirkung der Asanas auf Körper, Geist und Seele vergrößern. Außerdem kann es eine intensive, bereichernde Erfahrung sein, in einer Gruppe Gleichgesinnter zu üben.
4. Pranayama – Atemübungen
Prana steht im Sanskrit für „Lebensenergie“ und Yama für „kontrollieren“, oder auch „ausbreiten“. Pranayama bedeutet dementsprechend zu lernen, den Atem zu kontrollieren, um unter anderem die Lebensenergie im Körper zu verteilen. Die Übungen sind ebenfalls eine Vorbereitung auf die Meditation. Mit gezielten Atemtechniken soll sich der Geist freimachen können und zur Ruhe kommen.
Tipp: Der Atem spielt im Yoga eine wichtige Rolle, sowohl bei den Asanas, als auch bei der Meditation. Der vierte Teil des achtgliedrigen Pfads widmet sich deswegen einzig und allein der Atmung. Deswegen kann man diese Übungen nicht hoch genug einschätzen. Auch sie sollte man bestmöglich erstmal mit einem erfahrenen Yogalehrer:in üben. Wenn Dich Atemübungen interessieren, kannst Du auch hier mal reinschauen: Richtig atmen – 3 wirksame Übungen
5. Pratyahara – Rückzug der Sinne
Pratyahara bezeichnet den Rückzug der Sinne und ist die erste Stufe der Meditation.
Pratyahara bildet sozusagen die Brücke zwischen den ersten vier Gliedern des achtgliedrigen Pfads, die als „externe“ Aspekte der Lehre gelten und den letzten drei. Jetzt geht es darum, die Gedanken von äußeren Eindrücken zu befreien und die Sinne nach innen zu richten. Durch diesen „Rückzug der Sinne“ soll der Geist geschult werden, Feinheiten besser wahrzunehmen.
Tipp: Tag für Tag sind wir extrem vielen äußeren Einflüssen ausgesetzt: klingelnde Handys, aufploppende E-mails, quietschbunte Werbebotschaften, hupende Autos, etc. Gerade Pratyahara, den Rückzug der Sinne, können wir dementsprechend alle gut brauchen. Leider steht im YogaSutra nichts darüber, wie wir diesen Zustand der Stille erreichen sollen. Doch es gibt beispielsweise Meditationen im MBSR, die dabei helfen können. Auch unsere Gedanken aufzuschreiben, kann uns in diesen Zustand bringen. Wer sich lieber bewegt, versucht es mit einem Pleasure Walk.
6. Dharana – Konzentration
Dharana ist die zweite Vorstufe zur Meditation – die Konzentrationsfähigkeit. Während sich Pratyahara hauptsächlich mit Ablenkungen von „Außen“ beschäftigt, geht es bei Dharana nun um unsere inneren Prozesse. Durch Dharana können wir lernen, unseren Geist zu beruhigen und unsere Gedanken zu reduzieren. Der Trick ist, sich auf bestimmte Gegenstände zu fokussieren – und das bei ununterbrochener Aufmerksamkeit.
Tipp: Dharana kannst Du üben, indem Du Dich beispielsweise auf die Flamme einer Kerze, auf ein Mantra, oder auf Deinen Atem konzentrierst. Was Du wählst, spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig ist nur, dass Du nicht zwischen den Dingen hin und her springst, sondern Dich ganz auf eine Sache zu konzentrieren lernst.
7. Dhyana – Meditation
Dhyana ist das siebte Glied des Yogawegs und somit der vorletzte. Er wird als vollständiger Zustand der Meditation beschrieben. Du bist nun ganz präsent im Moment. Im Hier und Jetzt – ohne Ablenkung, weder von Außen, noch von Innen. Es ist Versenkung und gleichzeitig absolutes Wachsein im gegenwärtigen Moment, im Jetzt.
Tipp: Sei nicht traurig, wenn Dir das nicht auf Anhieb gelingt. Yoga bedeutet „Tapa“ – Disziplin und Ausdauer ;-).
8. Samadhi – Erleuchtung
Samadi. Samadhi bedeutet Erleuchtung, oder auch vollkommene Erkenntnis: Alles ist mit allem verbunden und Leid und Schmerz sind nur Konstrukte des Geistes. Es gibt keine Angst, keine Abneigung und kein Anhaften mehr, weder an materielle, noch ideelle Dinge. Das Ich-Bewusstsein löst sich auf, Zeit und Raum existieren nicht mehr. Was bleibt, ist das alles umfassende Gefühl von Einssein mit allem, was ist – und tief empfundene, ekstatische Glückseligkeit.
Für gläubige Yogis ist dieser Zustand die Voraussetzung dafür, um aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten austreten zu können. Wenn Du mehr darüber erfahren willst, lies auch hier gerne nochmal nach: Was ist Glück? Eine Definition.
Fazit
Es ist schon bemerkenswert: Der Weg und die Erkenntnisse der jahrtausendealten Yogalehre decken sich erstaunlich häufig mit Forschungsergebnissen, zu denen auch die Positive Psychologie in den letzten Jahrzehnten gelangt ist.
Samadi hat beispielsweise viele Überschneidungen mit dem, was die Wissenschaft „Flow“ nennt. Laut der Glücksforschung zählen genauso wie in der spirituellen Yogalehre Dankbarkeit, Optimismus, Vergebung und Freundlichkeit zu den Fähigkeiten, die wir trainieren sollten, um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen.
Auch sich selbst zu disziplieren, Impulse zu kontrollieren, achtsam zu sein, sich gegenseitig zu unterstützen, Mitgefühl zu praktizieren, etc., etc. – So unterschiedlich die beiden „Lehren“ auch sein mögen, so gleich sind in vielen Bereichen auch ihre Wege hin zu einem sinnerfüllten, glücklichen Leben.
Wem Yoga etwas zu spirituell ist, sieht sich einfach den evidenzbasierten Weg, den die Forschung vorschlägt an. Wobei: auch sie kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass spirituelle Menschen besonders glücklich sind ;-)!
Dass sich ein Yogi gut um seinen Körper kümmert, wozu die Wissenschaft ebenfalls rät, das wussten wir ja alle von Anfang an.
Ich hoffe, Du konntest jede Menge Erkenntnisse mitnehmen – für Deinen ganz persönlichen Weg zum Glück.
In diesem Sinne – Namaste und viel Glück!
Deine Wohlfinderei
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